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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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einen heiligen Ort namens Prayāga und unterzog mich dort strenger Askese<br />

und langem Fasten. Dieses Fasten habe ich heute zum ersten Mal gebrochen.“<br />

Der Gast verbrachte die Nacht bei Gādhi und verließ ihn am folgenden Tag.<br />

GùDHI dachte weiter nach: „Was ich in einer Halluzination gesehen habe,<br />

hat mein Gast als tatsächliches Ereignis vernommen! Ich sollte jetzt diese<br />

Geschichte selbst untersuchen.“ Nachdem er dies beschlossen hatte, ging<br />

Gādhi als erstes zu dem Ort, der Bhūtamaï¬alam genannt wird. Menschen<br />

mit hoch entwickeltem Bewusstsein können mit Hilfe angemessener Eigenbemühung<br />

sogar das erreichen, was sie im Geist visualisieren. Daher sah<br />

Gādhi an seinem Ziel das, was er schon in seiner Vision wahrgenommen<br />

hatte.<br />

Er sah ein Dorf, welches sich tief in seinBewusstsein eingeprägt hatte. Er<br />

sah sein eigenes Heim als Stammesangehöriger, und er sah die verschiedenen<br />

Gegenstände des Alltags, die er benutzt hatte. Das Haus befand sich in einem<br />

sehr schlechten Zustand. Er sah ferner darin die Knochen der Tiere, deren<br />

Fleisch von der Familie gegessen wurde - er betrachtete diesen schrecklichen<br />

Ort, der wirklich wie ein Friedhof war. Dann wandte er sich in Richtung des<br />

nächsten Dorfes und fragte die Dorfbewohner: „Wisst ihr irgendetwas über<br />

einen Stammesangehörigen, der da drüben gewohnt hat?“<br />

Die DORFBEWOHNER antworteten: „Heiliger Herr, natürlich wissen wir davon.<br />

Es gab einmal einen schrecklich anzusehenden und grimmigen Stammesangehörigen,<br />

der bis zum hohen Alter dort gelebt hat. Als er alle Verwandten<br />

verloren hatte, ging er fort und wurde König von Kīra. Er regierte<br />

dort acht Jahre lang. Schließlich wurde er enttarnt, und als Ergebnis davon<br />

mussten viele Menschen sterben. Er tötete sich dann auch selbst. Aber bitte,<br />

weshalb fragst du danach? Kannte er dich, oder glaubst du, ihn gekannt zu<br />

haben?“ Als Gādhi dies vernahm, war er tief verwirrt.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Gādhi erkannte nun die verschiedenen Gegenstände und Plätze, die mit seinem<br />

„Leben“ in diesem Dorf in Zusammenhang standen: Wo er lag, wenn er<br />

betrunken war, wo er schlief, wo er aß, welche Kleidung er trug usw. Von<br />

diesem Ort aus wanderte Gādhi dann zum Königreich von Kīra. Er ging in die<br />

Hauptstadt und befragte die Bürger: „Ist es wahr, dass dieses Land eine Zeit<br />

lang von einem Stammesangehörigen regiert worden ist?“ Die Bürger erwiderten<br />

mit großer Erregung: „Oh ja! Und er regierte hier acht lange Jahre,<br />

denn er wurde vom königlichen Elefanten erwählt. Als seine Herkunft<br />

schließlich aufgedeckt wurde, beging er Selbstmord. Das war vor zwölf Jahren.“<br />

In diesem Moment kam der König mit seinem Gefolge aus dem Palast, der<br />

niemand anderes als der verehrte Lord Vi«ïu war! Dies alles sehend, fragte<br />

sich Gādhi: Tatsächlich ist dies das Königreich Kīra, welches ich vor nicht<br />

langer Zeit regiert habe und nun so sehe, als hätte ich hier in einer früheren<br />

Geburt gelebt! Er überlegte: „Dies war nichts als ein Traum, und doch er-<br />

V:48<br />

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