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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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IV:26, 27<br />

Derjenige jedoch, der mit Weisheit ausgestattet ist, ist fähig, das Verlangen<br />

zu bremsen, ohne das Wesen zu beschädigen – so wie eine Schlinge den Elefanten<br />

zurückhält, ohne ihn zu verletzen. Die Seligkeit, die der weise Mensch<br />

empfängt, der seine Sinne unter Kontrolle hat, ist den Freuden eines Königs<br />

unvergleichlich überlegen, der über eine aus Ziegeln und Mörtel erbaute<br />

Stadt herrscht. Die Intelligenz des Weisen wächst in dem Maße, wie sein<br />

Verlangen nach Sinnesvergnügen abnimmt. Jedoch verschwindet das Verlangen<br />

vollständig erst dann, wenn die höchste Wahrheit erkannt wird.<br />

Für den Weisen ist das Gemüt ein gehorsamer Diener, ein guter Ratgeber,<br />

ein fähiger Befehlshaber der Sinne, eine gefällige Frau, ein fürsorglicher Vater<br />

und ein vertrauenswürdiger Freund. Es veranlasst ihn stets zu guten Taten.<br />

Rāma, sei in der Wahrheit verankert und lebe in Freiheit in einem Zustand<br />

frei von Gedanken. Benimm dich nicht wie die Dämonen Dāma, Vyāla und<br />

KaÂa, deren Geschichte ich dir nun erzählen werde.<br />

In den Unterwelten gab es einmal einen mächtigen Dämon, der Saæbara<br />

genannt wurde. Er war ein Altmeister in der Kunst der Magie. Er erschuf eine<br />

magische Stadt mit Hunderten von Sonnen am Horizont, mit sprechenden<br />

und gehenden Wesen aus Gold, mit Schwänen, herausgehauen aus kostbaren<br />

Steinen, mit eiskaltem Feuer und mit seinen eigenen Himmelskörpern. Auf<br />

die Götter des Himmels wirkte dieser Dämon wie ein schreckliches Verhängnis.<br />

Sobald er schlief oder seine Stadt einmal verließ, zogen die Götter ihren<br />

Vorteil aus der Situation und vernichteten seine Armee. Wütend fiel dann der<br />

Dämon in die Himmel ein. Die Götter, voll Angst vor seinen magischen Kräften,<br />

versteckten sich. So konnte er sie nicht finden. In geeigneten Momenten<br />

gelang es ihnen dann wiederum, die Streitkräfte des Dämons zu vernichten.<br />

Um seine Streitkräfte zu schützen, erschuf der Dämon drei weitere Dämonen:<br />

Dāma, Vyāla und KaÂa.<br />

Diese drei hatten noch keine früheren Inkarnationen erlebt und waren daher<br />

frei von jeder mentalen Konditionierung. Sie hatten keine Furcht, Zweifel<br />

oder andere Veranlagungen; sie flohen nicht vor dem Feind; sie hatten keine<br />

Angst vor dem Tod; sie kannten nicht die Bedeutung von Krieg, Sieg oder<br />

Niederlage. Tatsächlich waren sie überhaupt keine selbständigen jīvas, sondern<br />

bloß roboterhafte, tätige Projektionen des Dämons Saæbara. Ihr Verhalten<br />

war wie von jemandem, der alle latenten Tendenzen oder Konditionierungen<br />

ausgelöscht, aber noch keine Erleuchtung erlangt hat. Der Dämon<br />

Saæbara war hocherfreut darüber, dass seine Armee nun über unbesiegbare<br />

Beschützer verfügte.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Der Dämon Saæbara entsandte seine unverwundbare Armee erneut – geschützt<br />

von den drei neuen Dämonen – in den Kampf mit den Göttern. Auch<br />

die Armee der Götter bereitete sich auf den Kampf vor. Die Dämonen waren<br />

unbewaffnet und wurden von den Göttern in ein Mann-gegen-Mann-Gefecht<br />

verwickelt. Eine grimmige Schlacht entstand. Später wurde die Schlacht mit<br />

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