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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VASIåèHA erwiderte:<br />

Im selben Moment, als er ins Dasein trat, zerteilte Brahmā der Schöpfer den<br />

Raum mit seinen beiden Armen. Was dabei nach oben gedrückt wurde, wurde<br />

immer weiter nach oben gedrückt, und was nach unten gedrückt wurde,<br />

wurde immer weiter nach unten gedrückt. Sämtliche erschaffenen Elemente<br />

ruhen in dem Zwischenraum und werden von diesen beiden Extremitäten<br />

gehalten. Das, was sich zwischen diesen beiden befindet, ist Raum, der grenzenlos<br />

und als von blauer Farbe erscheint. Wasser und andere ähnliche Elemente<br />

berühren diesen Raum nicht, und tatsächlich befinden sie sich auch<br />

gar nicht in ihm (da der Raum von ihnen unabhängig ist und dort existiert,<br />

wo man sich die Existenz von Wasser, Luft usw. nur denkt). Alle diese Elemente<br />

sind bloß Ideen, die in weiteren Ideen aufgetaucht sind.<br />

VipaÁcit ging diesen Weg, um das Ausmaß der Unwissenheit zu ermessen,<br />

und begann das Himmelszelt zu erforschen. Brahman ist unendlich – daher<br />

ist auch die Unwissenheit über Brahman unendlich. Die Unwissenheit existiert<br />

so lange, wie Brahman nicht realisiert ist. Wenn Brahman realisiert ist,<br />

wird gesehen, dass Unwissenheit nicht existiert. Jedoch wie weit VipaÁcit<br />

auch ging – immer noch hatte er die Reiche der Unwissenheit nicht durchschritten.<br />

Von den anderen erlangte der eine die Befreiung, ein anderer wurde ein<br />

Reh, und ein weiterer wanderte ebenfalls in der Unwissenheit umher. Die<br />

beiden, die so die fernen Welten durchwanderten, sind in unserem Bewusstsein<br />

nicht sichtbar. Derjenige jedoch, der ein Reh geworden ist, befindet sich<br />

im Feld unseres Verstehens. Diese Welt, in der VipaÁcit als Reh lebt (nachdem<br />

er die fernen Welten durchwandert hatte), ist diese Welt hier, die in einer der<br />

fernen Ecken des unendlichen Raums des Bewusstseins ist.<br />

RĀMA fragte:<br />

Hoher Herr, VipaÁcit lebte höchstpersönlich in dieser Welt und verließ sie.<br />

Wie kam er dann als Reh in diese Welt zurück?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

So wie jemand, der Glieder besitzt, diese stets kennt, so kenne ich alles, was<br />

in Brahman existiert, weil Brahman mein eigenes Selbst ist. Die Vergangenheit<br />

kennt die Zukunft nicht und umgekehrt – Bewusstsein jedoch, das durch<br />

die Zeit nicht gespalten ist, ist sich all dessen bewusst. In diesem Bewusstsein<br />

befindet sich alles immer „hier“, obgleich die gewöhnliche Wahrnehmung die<br />

Dinge weit entfernt wähnen mag. Ich sah daher die Welt, in der VipaÁcit umherwanderte,<br />

und ich vermochte zu sehen, wie er in dieser Welt hier zu einem<br />

Reh wurde. Ich weiß sogar, wo sich dieses Tier in diesem Moment befindet,<br />

oh Rāma. Es ist das Reh, das dir als Geschenk vom König des Trigartha<br />

überreicht wurde.<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Als der Weise Vāsi«Âha dies gesagt hatte, waren Rāma und die Versammlung<br />

von Staunen ergriffen. Rāma veranlasste einige Jungen, das Reh herbeizu-<br />

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