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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Oh Rāma, betrachte diese mysteriöse Schöpfung, wie sie als Antwort auf die<br />

mentalen Konzepte der Wesen von niemand-weiß-von-wem ins Dasein gerufen<br />

worden ist. Dieses Universum wurde allein durch mentale Konditionierung<br />

im leeren Raum heraufbeschworen – es besitzt keinerlei Realität. Und<br />

innerhalb dieses Universums zehrt das Verlangen nach Vergnügen an den<br />

vitalen Lebenskräften aller Wesen, die der Welt, dem Körper usw. verhaftet<br />

sind. Niemand vermag ihre Zahl zu nennen, so wenig man die Zahl der Sandkörner<br />

entlang der Küsten des Ozeans zu nennen vermag. Der Schöpfer dieses<br />

Universums hat dieses Universum, sozusagen, nur aufgrund der mentalen<br />

Konditionierung all dieser zahllosen Wesen ins Leben gerufen. Diese Wesen<br />

sind in der Tat der vorzügliche, trockene Brennstoff für die flammenden Feuer<br />

der Hölle hier. Welche Leiden auch immer in der Welt gefunden werden –<br />

bedenke, dass sie allein für diese Wesen gedacht sind. So wie die Flüsse rasch<br />

dem Meer entgegen fließen, so fließt das Leiden rasch denjenigen entgegen,<br />

die mental konditioniert sind. Diese ganze Schöpfung ist daher von Unwissenheit<br />

durchdrungen. Durchtrennt jedoch einer dieses Verlangen nach Vergnügen,<br />

dann erweitert sich die begrenzte mentale Konditionierung in einer<br />

gewaltigen Ausdehnung. Die mentale Konditioniertheit (oder Anhaftung an<br />

das Endliche und Verderbliche) ist glühende Hitze für die Glieder, oh Rāma;<br />

aber die unendliche Ausdehnung (oder Hingabe an das Unendliche) ist die<br />

Zauberkur für den brennenden Schmerz. Das Gemüt, welches an nichts anhaftet<br />

und verankert ist im Frieden des Unendlichen, geht mit Leichtigkeit der<br />

Freude entgegen. Wer in der Selbsterkenntnis Fuß gefasst hat, ist hier und<br />

jetzt befreit.<br />

(In diesem Kapitel wird die wahre Bedeutung von „Konditionierung“ vermittelt,<br />

obschon das verwendete Wort saæsańgaæ ist, welches auch als „Kontakt“<br />

oder „Anhaftung“ übersetzt werden kann. Gemeint sind aber tatsächlich<br />

„Identifikation“ oder „Konditionierung“.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, indem es zu allen Zeiten das Angemessene erledigt, sollte das<br />

Gemüt nicht der Tätigkeit, den Gedanken oder dem Objekt anhaften. Weder<br />

sollte es an den Himmeln oben noch an dem unten Befindlichen noch an<br />

irgendeiner anderen Richtung haften. Es sollte sich weder an externe Beziehungen,<br />

an die natürliche Bewegung der inneren Sinne noch an die Lebenskraft<br />

binden. Das Gemüt sollte nicht im Kopf sein, nicht am Gaumen, nicht<br />

zwischen den Augenbrauen, nicht an der Nasenspitze oder im Mund oder in<br />

den Augen. Es sollte weder in der Dunkelheit noch im Licht und nicht einmal<br />

im innersten Herzen sein; weder im Wachzustand, noch im Traum oder im<br />

Schlaf, und nicht einmal der weite, reine Raum sollte sein Zuhause werden.<br />

Unangehaftet an das Spektrum der Farben, die Bewegung oder die Stetigkeit,<br />

den Anfang, die Mitte, das Ende und alles andere dazwischen, sollte das Gemüt<br />

weder in der Entfernung noch in der Nähe ruhen, nicht vor und in Objekten,<br />

und auch nicht im Selbst. Sinneserfahrungen, der illusorische Zustand<br />

V:69, 70<br />

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