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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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IV:39<br />

Ob man handelt oder nicht, ob man im Himmel oder in der Hölle ist – was<br />

auch immer die Art der psychologischen Konditionierung ist, dieses wird vom<br />

Gemüt erfahren. Für die unwissende und konditionierte Person gibt es daher<br />

immer die Vorstellung „Ich tat dies“, unabhängig davon, ob sie etwas tut oder<br />

nicht. Im Erleuchteten und Unkonditionierten taucht diese Vorstellung dagegen<br />

nicht auf. Sobald die Wahrheit diesbezüglich erkannt wird, wird die Konditionierung<br />

schwächer. Als Ergebnis davon ist der weise Mensch nicht länger<br />

an den Früchten solcher Handlungen interessiert, obwohl er fortfährt, in der<br />

Welt zu handeln. Er lässt die Handlungen in seinem Leben ohne Anhaftung an<br />

diese Handlungen einfach geschehen. Was auch immer die Ergebnisse dieser<br />

Handlungen sein mögen – er betrachtet sie als nicht verschieden von seinem<br />

eigenen Selbst. Jedoch ist dies nicht die Haltung derjenigen, die in den mentalen<br />

Zuständen versunken sind.<br />

Nur was das Gemüt tut, kann als Handlung bezeichnet werden. Daher ist<br />

das Gemüt allein der Täter aller Handlungen, nicht der Körper. Das Gemüt<br />

allein ist diese Welterscheinung, die in ihm aufgetaucht ist und in ihm verbleibt.<br />

Sobald die Objekte und das erfahrende Gemüt still geworden sind,<br />

verbleibt nur noch Bewusstsein.<br />

Die Weisen erklären, dass das Gemüt des Erleuchteten weder in einem Zustand<br />

der Seligkeit noch ledig der Seligkeit sei, weder in Bewegung noch<br />

bewegungslos, weder wirklich noch unwirklich, sondern zwischen allen<br />

diesen Konzepten. Sein unkonditioniertes Bewusstsein spielt seine Rolle selig<br />

in dieser Welterscheinung wie in einem Spiel. Da es die mentale Konditionierung<br />

ist (die im Unwissenden existiert), die die Natur der Handlung und<br />

Erfahrung bestimmt, und da all dies im Erleuchteten abwesend ist, befindet<br />

sich der Letzere auf ewig in der Seligkeit. Seine Handlungen sind Nicht-<br />

Handlungen. Er lädt daher weder Verdienst noch Schuld auf sich. Sein Verhalten<br />

ist das eines Kindes – auch wenn er Schmerzen zu erleiden scheint, so<br />

erleidet er sie nicht. Er ist dieser Welterscheinung und den Handlungen von<br />

Verstand und Sinnen vollständig unverhaftet. Er unterhält nicht einmal die<br />

Vorstellung von Bindung oder Befreiung. Er sieht das Selbst und das Selbst<br />

allein.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Rāma, im absoluten, allmächtigen Brahman erscheinen dessen unendliche<br />

Möglichkeiten in der Gestalt dieses sichtbaren Universums. Alle diese verschiedenen<br />

Kategorien wie Realität, Irrealität, Vielfalt, Anfang und Ende<br />

existieren in diesem Brahman. Wie Wellen auf dem Meer erscheint auch der<br />

jīva in Brahman aufgrund des individualisierten Bewusstseins als selbstbegrenzt.<br />

Dieser jīva erleidet fortschreitend eine immer massivere Konditionierung.<br />

Er funktioniert in Übereinstimmung mit dieser Konditionierung und<br />

erfährt die Ergebnisse der entsprechenden Handlungen.<br />

RùMA fragte: Oh Herr, Brahman ist frei von Leid, und doch ist das, was aus<br />

ihm entstanden ist, wie eine Kerze an einer anderen entzündet wird, dieses<br />

ganze Universum bis oben angefüllt mit Leid. Wie ist dies möglich?<br />

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