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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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III:112<br />

Gib deinen blinden Glauben auf an das Schicksal oder die Götter, der von<br />

verrückten und dummen Menschen geschaffen worden ist. Mache durch<br />

Eigenbemühung und Selbsterkenntnis das Gemüt gemütlos. Lass das unendliche<br />

Bewusstsein sozusagen dieses endliche Gemüt verschlucken, und dann<br />

gehe jenseits von allem. Sobald dein Geist mit dem Höchsten vereint ist, halte<br />

an dem Selbst fest, welches unvergänglich ist.<br />

Sobald das Gemüt einmal durch vollständige Ruhe erobert worden ist, wirst<br />

du sogar die Eroberung der drei Welten als wertlos befinden. Hierfür ist<br />

keinerlei Studium der Schriften oder ein Niederfallen und Wiederaufstehen<br />

nötig – nur Selbsterkenntnis wird benötigt. Weshalb hältst du dies für<br />

schwierig? Wenn jemand dies schwierig findet – wie kann er dann in dieser<br />

Welt leben ohne Selbsterkenntnis?<br />

Wer die todlose Natur des Selbst kennt, fürchtet sich nicht vor dem Tod.<br />

Auch ist er nicht berührt durch die Trennung von Freunden und Verwandten.<br />

Die Gefühle „Dies bin ich" und "Dies ist mein" sind das Gemüt – sobald sie<br />

nicht mehr da sind, hört das Gemüt auf zu sein. Dann wird man furchtlos.<br />

Waffen wie Schwerter erzeugen Furcht – diese Waffe (Weisheit) jedoch, die<br />

den Ich-Sinn zerstört, erzeugt Furchtlosigkeit.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Auf welches Objekt das Gemüt auch immer den Strom seiner Energien richtet<br />

– darin sieht es die Erfüllung all seines Verlangens. Die Ursache dieser<br />

Bewegung in eine bestimmte Richtung ist nicht offensichtlich. Wie die Wellen<br />

auf dem Ozean erscheint solch intensive Bewegung einmal hier und dann<br />

dort, sie entsteht und vergeht. Wie Kühle jedoch untrennbar vom Eis ist, so ist<br />

diese rastlose Bewegung untrennbar vom Gemüt.<br />

RùMA fragte:<br />

Wie aber, heiliger Herr, kann diese ruhelose Bewegung des Gemüts mit<br />

Kraftaufwand zurückgehalten werden, ohne dadurch noch größere Rastlosigkeit<br />

auszulösen?<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Ganz gewiss gibt es kein Gemüt ohne Rastlosigkeit, denn Rastlosigkeit ist<br />

die eigentliche Natur des Gemüts. Es ist das Werk dieser Rastlosigkeit des<br />

Gemüts, welches auf dem unendlichen Bewusstsein gründet, das als diese<br />

Welt erscheint, oh Rāma – eben darin besteht die Macht des Gemüts. Wird<br />

das Gemüt jedoch seiner Rastlosigkeit beraubt, dann bezeichnet man es als<br />

ein totes Gemüt, und dies ist nichts anderes als Entsagung (tapas) und gleichzeitig<br />

die wahrheitsgemäße Bestätigung der Schriften und die Befreiung.<br />

Wenn das Gemüt auf diese Weise im unendlichen Bewusstsein absorbiert<br />

ist, dann herrscht höchster Friede. Ist das Gemüt jedoch in Gedanken involviert,<br />

dann ist da großes Leid. Die Ruhelosigkeit des Gemüts selbst nennt man<br />

Unwissenheit oder Finsternis. Sie ist der Wohnort der Tendenzen, der Neigungen<br />

und der Konditionierung. Zerstöre dies durch die Erforschung und<br />

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