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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:4,5<br />

Idee von ‚Ich‘ aufgeben und sie ersetzen durch das Verstehen: „Der Ich-Sinn<br />

ist nicht!“. Was gibt es daran zu zweifeln?<br />

All diese Ideen wie „Ich bin dies“ oder „Ich bin nicht dies“ sind nicht unabhängig<br />

vom Bewusstsein. Bewusstsein ist wie Raum, wie Leere. Wie kann<br />

Illusion darin existieren? Daher gibt es weder Getäuschtheit noch den Getäuschten,<br />

weder Verwirrung noch den Verwirrten. All dies scheint zu entstehen,<br />

weil man die Wahrheit nicht klar sieht. Verstehe dies. Verbleibe im Frieden<br />

in der Stille. Darin besteht nirvāņa.<br />

Genau dasselbe, mit dem du die Idee des Ich-Sinns hegst, befähigt dich in<br />

einem Augenblick, die Nicht-Existenz des Ich-Sinns zu realisieren. Dann wirst<br />

du diesen Ozean von saæsāra hinter dir lassen. Wer seine eigene Natur besiegen<br />

kann, erlangt den höchsten Zustand. Er ist ein Held. Wer die sechs<br />

Feinde (Lust, Ärger, Gier usw.) besiegt, ist groß, während andere nur wie Esel<br />

in menschlicher Verkleidung sind. Wer fähig ist, die Ideen, welche im Gemüt<br />

auftauchen, zu überwinden, ist ein Mensch (puruåa). Er ist ein Mensch der<br />

Weisheit.<br />

Sobald die Wahrnehmung von Objekten in dir auftaucht, begegne ihr mit<br />

dem klaren Verstehen: „Das bin ich nicht“. Die aus Unwissenheit entstandenen<br />

Wahrnehmungen werden sofort erlöschen. Tatsächlich gibt es in all diesem<br />

nichts zu wissen; was allein not tut, ist das Loswerden von Verwirrtheit<br />

und verblendetem Verständnis. Wenn diese Verblendung nicht dauernd aufs<br />

Neue belebt wird, hört sie einfach auf. Welche Idee auch immer in dir auftaucht<br />

wie die Bewegung des Windes – erkenne: „Das bin ich nicht“, und ziehe<br />

ihr dadurch den Boden unter den Füßen weg.<br />

Derjenige, der noch keinen Sieg über Gier, Scham, Eitelkeit und Verblendung<br />

errungen hat, wird aus dem Lesen dieser Schrift keinen Nutzen ziehen –<br />

es ist eine nutzlose Zeitverschwendung.<br />

Der Ich-Sinn taucht im Selbst auf wie die Bewegung des Windes. Er ist daher<br />

nicht-verschieden vom Selbst. Der Ich-Sinn scheint zu leuchten dank dem<br />

Selbst, welches seine Wirklichkeit oder sein Substrat ist. Das Selbst taucht<br />

nicht irgendwann auf, noch geht es unter. Etwas anderes als das Selbst gibt es<br />

nicht. Wie kann man dann sagen: „Dies ist“ oder „dies ist nicht“? Das Höchste<br />

Selbst ist im Höchsten Selbst, das Unendliche im Unendlichen, der Friede im<br />

Frieden. Das ist alles, was ist – weder sind da „Ich“ noch „die Welt“ noch „das<br />

Gemüt“.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Nirvāņa (Emanzipation) ist nirvāņa. Im Frieden ist da nichts als Friede. Im<br />

Göttlichen gibt es Göttlichkeit. Nirvāņa (Emanzipation) ist auch mit dem<br />

Raum verbundenes oder auch nicht-verbundenes anirvāņa (Nicht-<br />

Emanzipation). Wenn das rechte Verständnis betreffend die Unwirklichkeit<br />

des Ich-Sinnes auftaucht, ist es nicht mehr schwierig, Bedrohung mit Waffen<br />

oder Krankheiten usw. zu ertragen. Denn wenn der Same der Welterscheinung<br />

(der Ich-Sinn) vernichtet ist, verschwindet die Welterscheinung mit ihm<br />

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