Yoga Vasistha

Ideen von „ich“ und „mein“ aufzugeben, darin besteht die Befreiung und in
nichts anderem. Befreiung ist Friede. Befreiung ist die Auslöschung aller
Konditionierung. Befreiung ist Freiheit von allen physischen, psychologischen
und psychischen Qualen.
Diese Welt wird vom Unwissenden und vom Weisen nicht auf dieselbe Art
gesehen. Für denjenigen, der Selbsterkenntnis erlangt hat, erscheint diese
Welt nicht als saæsāra, sondern als das eine unendliche und unteilbare Bewusstsein.
Der Mensch der Selbsterkenntnis ist zu dem erwacht, was für den
Unwissenden inexistent ist. Und was für den letzteren real ist, ist für den
Erleuchteten inexistent.
VASIåèHA fuhr fort:
Der Wissende erfährt die Welt so, wie der Blindgeborene die Welt in seinen
Träumen „sieht“ und im Tiefschlaf nicht sieht. Sein Herz und sein Gemüt sind
kühl, da das Feuer der Wünsche erlöscht ist. Da das Gemüt des Wissenden
befreit ist von Anziehung, befindet es sich in vollkommenen Gleichgewicht;
sogar dann, wenn er nicht „Meditation“ praktiziert; so wie die Wasser eines
Teichs unbewegt bleiben, wenn es keinen Abfluss gibt.
Das Objekt ist (veräußerlichte) mentale Aktivität, während mentale Aktivität
der vom Objekt hinterlassene Eindruck in der Intelligenz ist. So wie in
verschiedenen Flüssen mit verschiedenen Namen dasselbe Wasser zum Ozean
fließt, so ist dasselbe Bewusstsein sowohl die verschiedenen Objekte als
auch die dazugehörige mentale Tätigkeit. Objekt und Gemüt sind daher nicht
verschieden voneinander. Sobald eines von beiden verschwindet, hören beide
auf. Beide sind ohne Essenz. Daher entsteht Friede, sobald sie aufhören. Der
Wissende gibt beide auf und verliert dadurch überhaupt nichts; denn „Objekt“
und „Gemüt“ sind nur Worte ohne dazugehörige Dinge. Was ist, IST das
unendliche Bewusstsein.
Für den Menschen der Selbsterkenntnis sind die Dinge, die der unwissende
Mensch für real hält (Zeit, Raum, Materie usw.), inexistent. In den Augen eines
tapferen Mannes gibt es keine Kobolde, und so gibt es in den Augen des weisen
Menschen keine Welt. Für den unwissenden Menschen jedoch ist sogar
der Wissende unwissend.
Oh Rāma, lass dich nicht in die Ideen der Materialität und des Gemüts verstricken,
da sie falsch sind. Ruhe in deinem eigenen Selbst. Bewusstsein
nimmt all die verschiedenen Formen an, wie der Same, welcher in die verschiedenen
Teile des Baumes wächst. Sobald dieObjekte fallengelassen werden,
verbleibt das Unbeschreibbare (Bewusstsein) - es „Bewusstsein“ zu
nennen bedeutet, es zu begrenzen.
Materie und Gemüt sind identisch – und beide sind falsch. Durch diese falsche
Erscheinung wirst du geblendet. Selbsterkenntnis wird diese Verblendung
zerstreuen. Selbsterkenntnis und Aufhören der Welterscheinung sind
die Kennzeichen der Weisheit (bodham oder Erwachen). Der Ich-Sinn, der
auftaucht, solange die Wünsche nicht ausgelöscht sind, führt zum Kummer.
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