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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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die „andere Welt“ real sei. In ihren Augen sind Pilgerfahrten, Rituale usw.<br />

sinnvoll. Die Idee, dass alles leer oder śūnya sei, stimmt, weil sie das Ergebnis<br />

einer ausgedehnten Erforschung ist. Das unendliche Bewusstsein ist wie der<br />

reinste Kristall – jede Idee oder Vorstellung wird reflektiert. Die Wissenden<br />

haben verstanden, dass dieses unendliche Bewusstsein weder eine Leere<br />

noch eine Nicht-Leere ist – es ist allmächtig, aber es ist nicht, was gesehen<br />

oder erkannt wird. Was auch immer die Überzeugung eines Menschen sein<br />

mag – wenn er fest bei dieser Überzeugung bleibt, wird er gewiss dasselbe<br />

Ziel erreichen (dieselbe Frucht erlangen), solange er mit diesen Ideen oder<br />

Erkenntnissen nicht auf kindische Art und Weise zu spielen beginnt. Man<br />

sollte die Wahrheit in der Gemeinschaft der Wissenden ergründen und dann<br />

ohne Abstriche oder Abweichungen fest in seiner eigenen Verwirklichung<br />

verankert bleiben.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Es gibt immer wieder Menschen, die im Hinblick auf das Wissen der Schriften<br />

und auch im Hinblick auf rechtes Betragen weise sind. Ihre Gesellschaft<br />

sollte man suchen. Natürlich gibt es viele, die viel über die Schriften reden.<br />

Jedoch ist derjenige der Beste unter ihnen, der das Wohl und die Freude aller<br />

im Sinne hat und dessen Betragen unanfechtbar ist. Alle Menschen suchen ihr<br />

eigenes Wohl, von einer unwiderstehlichen Kraft getrieben, so wie Wasser<br />

stets abwärts fließt. Man sollte diese Tatsache anerkennen und Zuflucht zur<br />

Gemeinschaft mit den Weisen nehmen.<br />

RĀMA fragte:<br />

Diese Welt wächst wie eine Schlingpflanze auf dem Baum des Höchsten<br />

Seins. Wo in ihr befinden sich diejenigen, die nach der gründlichen Erforschung<br />

von Vergangenheit und Zukunft die letztgültige Wahrheit erblickt<br />

haben?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

In jeder menschlichen Gemeinschaft gibt es eine Anzahl weiser Menschen,<br />

deren inneres Licht (oder Gnade) dieser Welt Licht gibt. In diesem saæsāra<br />

rennen alle Menschen nur auf und ab wie Strohhalme, die im Meer treiben.<br />

Da sie das Selbst vergessen haben, werden die Bewohner der Himmel im<br />

Feuer des Vergnügens verzehrt. Die getäuschten Dämonen werden durch ihre<br />

Feinde, die Götter, vernichtet und von Nārāyaïa in die Hölle geschleudert. Die<br />

himmlischen Musikanten (ghandarvas) atmen nicht einmal einen Hauch des<br />

Duftes (gandha) der Weisheit – sie verlieren sich im Genuss ihrer eigenen<br />

Musik usw. Die Himmelsbewohner, die man vidyādharas nennt, respektieren<br />

die Weisen nicht – voll von Eitelkeit sind sie, weil sie die Befürworter<br />

(ādhāra) der Bildung (vidyā) sind. Die Halbgötter, die man yakåas nennt,<br />

betrachten sich selbst als unsterblich und stellen ihre Geschicklichkeit vor<br />

alten und gebrechlichen Menschen zur Schau. Die Dämonen, die man rākåasas<br />

nennt, leben in der Täuschung. Die Geister (piÓācas) wollen nichts anderes als<br />

Leute belästigen. Die Bewohner der Unterwelten, die man nāgas nennt, sind<br />

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