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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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anderen Quelle. Wie stehen dann Vergnügen mit dir in Verbindung? Du selbst<br />

existierst überhaupt nicht – wie kannst du dann eine Beziehung mit etwas<br />

haben? Wenn du erkennst: „Ich bin nichts als reines Bewusstsein“, dann bist<br />

du in der Tat das Selbst. Und wie kann dann noch Kummer in dir sein, der du<br />

das unbegrenzte und unkonditionierte Bewusstsein bist?<br />

VĪTAHAVYA fuhr fort zu kontemplieren:<br />

Oh Gemüt, ich werde dir sanft beibringen, dass du in der Tat weder der Täter<br />

noch der Erfahrende bist. Du bist in der Tat leblos – wie kann eine Statue<br />

aus Stein tanzen? Wenn deine Intelligenz gänzlich abhängig ist vom unendlichen<br />

Bewusstsein, dann lebe lang in dieser Erkenntnis. Was ferner mit der<br />

Intelligenz oder der Energie eines anderen getan wird, das wird in Wahrheit<br />

von diesem letzteren getan. Die Sichel schneidet mit der Energie des Bauern<br />

das Korn, und daher ist der Bauer eigentlich der Schnitter. Und ebenso ist der<br />

Mann, der das Schwert führt, der Tötende, aber nicht das Schwert, welches<br />

tötet. Du bist leblos, oh Gemüt, deine Intelligenz stammt vom unendlichen<br />

Bewusstsein. Das Selbst oder das unendliche Bewusstsein kennt sich selbst<br />

durch sich selbst und erfährt sich selbst in sich selbst durch sich selbst. Der<br />

Höchste Herr bemüht sich beständig um deine Erleuchtung, denn die Weisen<br />

sollen die Unwissenden auf hundert Arten unterweisen. Das Licht des Selbst<br />

allein existiert als Bewusstsein oder Intelligenz, und dies wurde als das Gemüt<br />

bekannt. Sobald du diese Wahrheit realisierst, wirst du dich im selben<br />

Moment auflösen.<br />

Oh du Narr, wenn du doch in Wahrheit das unendliche Bewusstsein bist –<br />

weshalb trauerst du? Dies ist das Allgegenwärtige, dies ist Alles – sobald du<br />

dies realisiert hast, wirst du selbst zu Allem. Du bist nicht, der Körper ist<br />

nicht – nur die eine unendliche Bewusstheit existiert, und in diesem homogenen<br />

Sein erscheinen die verschiedenen Konzepte wie „Ich“ und „Du“. Wenn du<br />

das Selbst bist, dann existiert auch nur das Selbst allein, aber nicht du! Wenn<br />

du leblos bist, aber verschieden vom Selbst, dann existiert du ebenfalls nicht!<br />

Denn das Selbst oder das unendliche Bewusstsein allein ist Alles – etwas<br />

anderes gibt es nicht. Die Existenz von etwas Drittem, getrennt vom Bewusstsein<br />

und der leblosen Substanz, ist unmöglich.<br />

Folglich, oh Gemüt, bist du weder der Täter noch der Erfahrende. Du wirst<br />

von den Weisen nur als Kanal benutzt, um die Unwissenden zu unterweisen.<br />

Tatsächlich jedoch ist dieser Kanal irreal und leblos – das Selbst ist die einzige<br />

Realität. Kann die Sichel selber ernten, wenn es keinen Bauern gibt? Auch<br />

das Schwert verfügt nicht über eine eigene Macht zu töten. Oh Gemüt – weder<br />

bist du der Täter noch der Erfahrende; trauere daher nicht. Der Höchste Herr<br />

(Bewusstsein) ist nicht wie du – trauere daher auch nicht um ihn! Er gewinnt<br />

nichts dadurch, dass er etwas tut oder unterlässt. Er allein durchdringt alles –<br />

etwas anderes gibt es nicht. Was sollte er also tun oder wünschen?<br />

Du hast keinerlei Beziehung zum Selbst, es sei denn in der Art und Weise<br />

des Duftes in Beziehung zur Blume. Eine Beziehung herrscht nur zwischen<br />

zwei unabhängigen Dingen einer ähnlichen Natur, die eins sein wollen. Du, oh<br />

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