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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:67<br />

irreal. Alle manifestieren sich in dem All – die Ursache befindet sich in der<br />

Ursache selbst!<br />

DAÁARATHA sprach:<br />

Oh Weiser, sage mir bitte, wo der Bettelmönch (bhik«u) meditiert, so dass<br />

ich unverzüglich meine Soldaten aussenden kann, um ihn von seiner Meditation<br />

aufzuwecken und hierher zu bringen.<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh König, der Körper dieses Bettelmönchs ist bereits leblos geworden und<br />

kann nicht wiedererweckt werden. Sein jīva hat Erleuchtung und Befreiung<br />

erlangt und kann nicht erneut der Erfahrung dieser Welterscheinung unterworfen<br />

werden. Seine Ergebenen stehen vor seiner Hütte und warten bis zum<br />

Ende des Monats, um dann die Tür zu öffnen, wie von ihm angewiesen worden<br />

ist. Sie werden feststellen, dass er in der Zwischenzeit seinen Körper<br />

aufgegeben hat und werden einenanderen an seine Stelle einsetzen.<br />

Diese Māyā (oder Welterscheinung oder Illusion) besitzt die Natur begrenzter<br />

und begrenzender Qualitäten und Eigenschaften. Man sagt, dass man sie<br />

unwissend nicht überqueren kann, aber mit der Erkenntnis der Wahrheit<br />

kann sie leicht überwunden werden.<br />

Es ist falsche Wahrnehmung, die im Gold ein Schmuckstück sieht. Die bloße<br />

Erscheinungsweise wird zur Ursache solch falscher Wahrnehmung. Diese<br />

Māyā (unwirkliche Erscheinung) ist nur eine Redensart, denn die Erscheinung<br />

hat dieselbe Beziehung zum höchsten Selbst wie eine Welle zum Ozean.<br />

Sobald einer die Wahrheit erkennt, hört die täuschende Natur der Erscheinung<br />

auf. Aufgrund der Unwissenheit erscheint dieser lange Traum der Welterscheinung<br />

als wirklich, und es geschieht deshalb, dass der jīva ins Dasein<br />

tritt. Wird jedoch die Wahrheit realisiert, wird alles nur als das Selbst gesehen.<br />

Was auch immer die Idee sein mag, die man hat – es ist das Selbst allein,<br />

welches als diese Idee erscheint. Dieses Universum ist das Ergebnis der Ideen<br />

zahlloser Individuen. Die ursprüngliche Idee Brahmās wird nun vom jīva als<br />

feste Realität erfahren. Wenn man jedoch die Reinheit des Bewusstsein erlangt,<br />

wie sie Brahmā besitzt, betrachtet man alles wie einen langen Traum.<br />

Es ist die Idee des Objekts, die zum Gemüt wird und dem unendlichen Bewusstsein<br />

entschlüpft. Dann wird das Gemüt verschiedenen Erfahrungen<br />

unterzogen. Aber ist dieses Gemüt unabhängig vom höchsten Selbst? Ist nicht<br />

das höchste Selbst auch das Gemüt? Der jīva, der Körper und alles andere<br />

sind nichts als Reflexionen oder Erscheinungen im höchsten Selbst! Alle diese<br />

Bewegungen usw. geschehen in dem einen, unendlichen Bewusstsein, welches<br />

für immer unendlich und Bewusstsein und nichts anderes ist – Bewegungen<br />

usw. darin sind nur Redensarten, die auf Einbildung basieren. Da gibt<br />

es weder Bewegung noch Nicht-Bewegung, weder eines noch vieles – was ist,<br />

ist wie es ist. Vielfalt taucht im unerwachten Zustand auf und verschwindet,<br />

sobald einer die Ergründung beginnt. Der Ergründende existiert, aber ohne<br />

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