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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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DIE BRĀHMA×A (CôÖĀLĀ) sagte:<br />

Oh du Edler! Es ist das Gemüt (welches auch „jīva“, „prāïa“ usw. genannt<br />

wird) oder citta, welches weder leblos noch nicht leblos ist und sich in einem<br />

Zustand von Verwirrtheit befindet – dieses ist das „Alles“. Es ist citta (Gemüt),<br />

welches die Verwirrtheit ist, es ist das menschliche Wesen, es ist die Welt, es<br />

ist alles. Es ist der Same für ein Königreich, für den Körper, für die Ehefrau<br />

und den ganzen Rest. Sobald diesem Samen entsagt wird, geschieht die totale<br />

Entsagung von allem, was jetzt ist und in Zukunft!<br />

All dies – Gut und Böse, Königreich und Urwald – verursacht Qualen im<br />

Herzen desjenigen, der citta besitzt, und große Freude in demjenigen, der<br />

ohne Gemüt ist. So wie der Baum vom Wind bewegt wird, wird dieser Körper<br />

vom Gemüt bewegt. Die verschiedenen Erfahrungen der Wesen (Altern, Tod,<br />

Geburt usw.) wie auch die Festigkeit der heiligen Weisen – all dies sind nichts<br />

als Veränderungen im Gemüts. Nur dieses Gemüt ist gemeint, wenn man<br />

verschiedentlich von buddhi, Kosmos, Ich-Sinn, prāïa usw. spricht. Daher ist<br />

die Aufgabe des Gemüts totale Entsagung. Sobald es aufgegeben worden ist,<br />

wird die Wahrheit erfahren. Sämtliche Ideen von Einheit und Verschiedenheit<br />

finden ein Ende – dann ist da Friede.<br />

Wenn du andererseits etwas aufgibst, was du als „nicht mein“ betrachtest,<br />

erzeugst du eine Getrenntheit in dir selbst. Wenn man allem entsagt, dann<br />

existiert dieses „alles“ innerhalb der Leerheit des einen, unendlichen Bewusstseins.<br />

Wenn man in diesem Zustand totaler Entsagung ruht wie eine<br />

Lampe ohne Öl, dann leuchtet man mit einem überwältigenden Glanz wie<br />

eine Lampe mit Öl. Auch nachdem du das Königreich usw. aufgegeben hast,<br />

existierst du immer noch. Dementsprechend existiert auch dieses unendliche<br />

Bewusstsein weiter, wenn dem Gemüt entsagt worden ist. Du hast all dies<br />

verbrannt, aber in dir hat kein Wandel stattgefunden; auch wenn du das<br />

Gemüt total aufgibst, wird es keine Veränderung geben. Wer allem total entsagt<br />

hat, wird von der Furcht des Alterns, des Todes und anderen Ereignissen<br />

im Leben nicht berührt. Das allein ist höchste Seligkeit. Alles andere ist nichts<br />

als schrecklicher Kummer. OM! Eigne dir daher diese Wahrheit an und tu, was<br />

du willst. In einer solchen totalen Entsagung existiert die höchste Weisheit<br />

oder Selbsterkenntnis: in der vollkommenen Leere eines Gefäßes werden die<br />

kostbarsten Juwelen aufbewahrt. Durch vollkommene Entsagung hat Śākya<br />

Muni (Buddha) schließlich den Zustand jenseits allen Zweifels erlangt und<br />

blieb darin fest verankert. Folglich, oh König, nach der vollkommenen Entsagung<br />

verbleibe fest in dem Zustand, in welchem du dich selbst finden wirst.<br />

Gib sogar die Idee von „ich habe allem entsagt" auf und ruhe im Zustand des<br />

höchsten Friedens.<br />

ŚIKHIDHVAJA sprach:<br />

Bitte erkläre mir die genaue Natur von citta (Gemüt) und auch, wie man es<br />

aufgeben kann, damit es nicht wieder und wieder erscheint.<br />

KUõBHA (DER BRĀHMANE – CôÖĀLĀ) erwiderte:<br />

VI.1:94<br />

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