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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Licht und Erkenntnis als die Sonne oder das Feuer gesehen, während Finsternis<br />

und Unwissenheit als der Mond betrachtet werden.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Feuer und Mond existieren aufgrund wechselseitiger kausaler Beziehung<br />

(im Körper). In gewisser Weise sind sie wie Same und Baum – das eine lässt<br />

das andere entstehen. In gewisser Weise aber sind sie auch wie Licht und<br />

Finsternis, wobei das eine das andere zerstört. (Wer dies alles in Frage stellt<br />

mit der Aussage: „Da es keinen Wunsch und keine Motivation gibt, sind solche<br />

Kausalitäten und Aktivitäten absolut unlogisch“ sollte sofort verwiesen werden,<br />

denn diese Aktivitäten sind offensichtlich und werden von allen erfahren.)<br />

Das (Feuer) prāïa trinkt die nektargleiche Kühle aus dem Munde des kühlen<br />

Mondes und erfüllt dabei den ganzen Raum innerhalb des Körpers. (Die<br />

Theorie des yogis besagt, dass der Nektar im Gaumen zu fließen beginnt und<br />

vom gastrischen Feuer im Solarplexus verzehrt wird. Daher ist der kühle<br />

Mond die Ursache des verzehrenden Feuers. Er beschreibt dann weiter<br />

viparÅtakaraïÅ, um diesen Verlust an Nektar zu verhindern. S.V.)) Feuer stirbt<br />

und wird zum Mond, so wie der Tag endet und die Nacht anbricht.<br />

Am Knotenpunkt von Feuer und Mond, am Knotenpunkt von Licht und<br />

Finsternis, von Nacht und Tag entsteht die Offenbarung der Wahrheit, welche<br />

sich sogar der Erkenntnis der Weisen entzieht.<br />

Ebenso wie ein Tag aus Tag und Nacht besteht, ist der jīva durch Bewusstsein<br />

und Trägheit gekennzeichnet. Feuer und Sonne symbolisieren Bewusstsein,<br />

während der Mond Finsternis oder Trägheit symbolisiert. So wie die<br />

Dunkelheit auf der Erde schwindet, sobald die Sonne am Himmel steht, so<br />

verschwindet die Finsternis der Unwissenheit und der Zyklus des Werdens<br />

gelangt an sein Ende, sobald das Licht des Bewusstseins gesehen wird. Und<br />

sobald der Mond (die Finsternis der Unwissenheit oder Trägheit) als das<br />

gesehen wird, was er ist, wird Bewusstsein als die einzige Wahrheit realisiert.<br />

Es ist dieses Licht des Bewusstseins, welches den leblosen Körper enthüllt.<br />

Bewusstsein selbst, unbewegt und nondual, kann nicht erfasst werden. Es<br />

kann jedoch durch seine eigene Reflektion, den Körper, realisiert werden.<br />

Bewusstsein, das seiner selbst gewahr wird, gewinnt die ganze Welt. Sobald<br />

die Objektifizierung aufgegeben wird, geschieht die Befreiung. Prāïa ist Hitze<br />

(Feuer), apāna ist der kühle Mond und beide wiederum existieren wie Licht<br />

und Schatten gemeinsam im Körper. Das Licht des Bewusstseins und der<br />

Mond der Beschreibung führen beide zusammen die Erfahrung herbei. Auch<br />

das Sonne und Mond genannte Phänomen, welches seit Beginn der Welt<br />

existiert hat, wohnt im Körper.<br />

Oh Rāma, verbleibe in dem Zustand, in dem die Sonne den Mond in sich<br />

selbst absorbiert hat. Verbleibe in dem Zustand, in dem der Mond mit der<br />

Sonne im Herzen verschmolzen ist. Verbleibe in dem Zustand, in dem die<br />

Erkenntnis stattfindet, dass der Mond nichts als die Reflektion der Sonne ist.<br />

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