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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:24<br />

Ergründung noch geben sie ihre ruchlosen Handlungen auf. Sie sind wie<br />

Maschinen tätig! Besser als unter unwissenden Menschen zu bleiben ist es,<br />

eine Schlange in einer finsteren Höhle, ein Wurm in einem Felsen oder ein<br />

lahmes Reh in einer Wüste (Luftspiegelung) zu sein. Ihre Gesellschaft führt zu<br />

momentanen Vergnügen, aber zerstört das Selbst; sie ist giftig.“<br />

Nachdem ich so gesprochen hatte, sagte der Wanderer: „Hoher Herr, wer<br />

bist du? Du strahlst wie ein Kaiser, obwohl du nichts besitzt. Bist du von Nektar<br />

trunken? Du bist ohne alles und doch vollkommen erfüllt. Worin besteht<br />

deine Gestalt, oh Weiser, die nichts und alles gleichzeitig ist, die übernatürlich<br />

zu sein und doch gleichzeitig in der Welt zu ruhen scheint? Du bist ohne<br />

Wunsch und Hoffnung und scheinst doch Wünsche und Hoffnungen zu haben.<br />

In deinem Bewusstsein tauchen verschiedene Konzepte und Ideen auf, die<br />

mit deinem eigenen Wunsch übereinstimmen, und dieses ganze Universum<br />

ruht in dir wie der Same in der Frucht. Ich bin Pilger und mein Name ist<br />

MaÇki. Ich bin weit gewandert und möchte heimkehren. Aber ich habe nicht<br />

mehr die nötige Kraft für die Heimkehr. Hoher Herr, die Großen pflegen die<br />

Freundschaft auf den ersten Blick. Ich bin unfähig diese Weltillusion zu<br />

überwinden – bitte erleuchte mich!“<br />

Ich erwiderte: „Oh Pilger, ich bin Vāsi«Âha. Fürchte dich nicht. Denn du hast<br />

das Tor zur Freiheit erreicht. Du hast die Gesellschaft des wahren Menschen<br />

(der durch Selbst-Ergründung gekennzeichnet ist) gesucht und daher beinahe<br />

schon das andere Ufer dieser Welterscheinungerreicht. Daher ist in deinem<br />

Gemüt die Leidenschaftslosigkeit erwacht, und da ist Friede. Sobald die<br />

Schleier, die die Wahrheit verhüllen, beseitigt werden, leuchtet die Wahrheit<br />

von selbst. Bitte sage mir, was du nun wissen willst. Wie gedenkst du diese<br />

Weltillusion zu zerstören?“<br />

MA§KI sprach:<br />

Hoher Herr, ich habe in den zehn Himmelsrichtungen nach jemandem gesucht,<br />

der meine Zweifel beseitigen kann, aber bis jetzt habe ich niemanden<br />

gefunden. Heute habe ich durch deine Gesellschaft die höchste Segnung zu<br />

erlangen, wie sie den Glücklichsten unter den Wesen zuteil werden kann.<br />

In dieser Welt treten alle Dinge ins Dasein und gehen zugrunde, weshalb es<br />

die wiederholte Erfahrung des Kummers gibt. Alle Vergnügen der Welt enden<br />

unweigerlich im Kummer. Ich erachte daher den Kummer als etwas, was dem<br />

Vergnügen, welches zum Kummer führt, vorzuziehen ist. Weil mein Gemüt<br />

den wiederholten Erfahrungen von Vergnügen und Schmerz unterworfen ist,<br />

ist es voll verdrehter Ideen und reflektiert nicht das innere Licht der erwachten<br />

Intelligenz. Gebunden an die latenten Tendenzen, die in diesem unwissenden<br />

Leben geborenwerden, führt das Gemüt mich nur in Richtung sündhaften<br />

Daseins und schlechter Handlungen. Auf diese Weise habe ich meine<br />

Tage verschwendet. Dieses Verlangen nach Vergnügen erfährt niemals Befriedigung,<br />

wird niemals erfüllt und gelangt niemals an ein endgültiges Ende,<br />

obwohl all sein Trachten und Sehnen stets im Misserfolg endet. Im Herbst<br />

vertrocknen die Blätter und fallen ab. Der Wunsch nach Vergnügen jedoch<br />

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