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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Dies ist die glorreiche Geschichte des Weisen Uddālaka, oh Rāma, die die<br />

höchste Weisheit im Herzen desjenigen erweckt, der in ihrem Schatten Zuflucht<br />

sucht.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, lebe auf diese Weise und erlange den Frieden, indem du beständig<br />

die Natur des Selbst ergründest. Dieser Zustand des Bewusstseins kann<br />

durch die Kultivierung von Leidenschaftslosigkeit, das Studium der Schriften,<br />

die Befolgung der Anweisungen des Guru und eine beharrliche Praxis der<br />

Erforschung erlangt werden. Wenn die erwachte Intelligenz jedoch scharf<br />

und kühn ist, dann kann er sogar ohne diese Hilfsmittel erlangt werden.<br />

RùMA fragte: Heiliger Herr, es gibt solche, die in der Selbsterkenntnis ruhen,<br />

erleuchtet sind und doch mit vielfältigen Tätigkeiten befasst sind, und es<br />

gibt andere, die sich zurückziehen und Kontemplation (samādhi) praktizieren.<br />

Welche von diesen sind besser?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Rāma, Im samādhi (Kontemplation oder Meditation)erkennt man die Objekte<br />

der Sinne als Nicht-Selbst und man erfreut sich daher der inneren Stille<br />

und Ruhe alle Zeit. Im Erkennen, dass die Objekte nur dem Gemüt angehören,<br />

und ruhend im dadurch entstehenden fortwährenden inneren Frieden, befassen<br />

sich manche mit Tätigkeiten, während andere in der Zurückgezogenheit<br />

leben. Beide erfreuen sich der Seligkeit der Kontemplation. Wenn das Gemüt<br />

desjenigen zerstreut sein sollte, der vorgibt, sich in samādhi zu befinden,<br />

dann ist er nichts als ein verrückter Mensch. Wenn andererseits das Gemüt<br />

desjenigen, der ein verrückter Mensch zu sein scheint, frei von allen Ideen<br />

und Zerstreutheiten ist, dann ist dieser erleuchtet und lebt in ungebrochenem<br />

samādhi. Ob jemand mit Tätigkeit befasst ist oder isoliert im Wald lebt –<br />

in der Erleuchtung gibt es keine Unterscheidung. Das Gemüt, welches frei von<br />

Konditionierung ist, ist unberührt auch wenn es tätig ist. Die Nicht-Tätigkeit<br />

des Gemüts wird Stillheit (samādhāna) genannt; dies ist totale Freiheit, es ist<br />

Glückseligkeit.<br />

Der Unterschied zwischen Kontemplation und ihrer Abwesenheit wird dadurch<br />

angezeigt, ob es eine Bewegung von Gedanken im Gemüt gibt – mache<br />

daher das Gemüt frei von Konditionierung. Das unkonditionierte Gemüt ist<br />

fest, und schon das allein ist Meditation, Freiheit und ewiger Friede. Das<br />

konditionierte Gemüt ist die Quelle der Sorge, während das unkonditionierte<br />

Gemüt nicht handelnd ist und den höchsten Zustand der Erleuchtung erlangt.<br />

Daher sollte man daran arbeiten, alle mentale Konditioniertheit zu beseitigen.<br />

Dies ist Kontemplation oder samādhi, wenn sämtliche Hoffnungen und Wünsche<br />

bezüglich der Welt aufgehört haben und da Freiheit von Kummer, Furcht<br />

und Verlangen ist und das Selbst in sich selbst ruht.<br />

Entsage mental aller falschen Identifikation des Selbst mit den Objekten<br />

hier, und lebe anschließend, wo du willst – entweder zuhause oder in einer<br />

Berghöhle. Für den Haushälter, dessen Gemüt die äußerste Stillheit erlangt<br />

V:56<br />

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