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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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IV:12, 13<br />

sind, so sind alle diese Dinge nicht verschieden von Brahman. So wie der<br />

Same in sich den ganzen Baum als Möglichkeit birgt, so existiert in Brahman<br />

das gesamte Universum für alle Zeiten. So wie der vielfarbige Regenbogen im<br />

Sonnenlicht entsteht, so wird all diese Vielfalt in dem Einen gesehen. So wie<br />

das leblose Netz aus der lebendigen Spinne heraus entsteht, so entspringt<br />

diese leblose Welterscheinung aus dem unendlichen Bewusstsein.<br />

So wie die Seidenraupe sich in seinen Kokon einspinnt und selbst bindet, so<br />

fantasiert das unendliche Sein dieses Universum und sieht sich schließlich in<br />

diesem gefangen. So wie sich ein Elefant mühelos von dem Pfahl losreißt, an<br />

den er gefesselt ist, so befreit sich das Selbst selbst von seiner Bindung. Denn<br />

das Selbst ist stets nur das, wofür es sich hält. Für den Höchsten Herrn gibt es<br />

weder Bindung noch Befreiung. Ich habe keine Ahnung, wie diese Auffassungen<br />

von Bindung und Befreiung überhaupt entstehen konnten! Da gibt es<br />

weder Bindung noch Befreiung – nur dieses unendliche Sein wird gesehen.<br />

Und doch wird dieses Ewigliche durch das Vergängliche verhüllt, und dies ist<br />

in der Tat ein großes Wunder (oder eine große Illusion).<br />

Im Moment, wo dieses Gemüt sich im unendlichen Bewusstsein manifestiert,<br />

entstehen auch die Vorstellungen von Vielfalt, und diese Vorstellungen<br />

existieren im unendlichen Bewusstsein. Aufgrund dessen scheinen in diesen<br />

Universum all diese verschiedenen Gottheiten und die zahllosen Wesen der<br />

Schöpfung zu existieren — einige von ihnen langlebig, andere dagegen kurzlebig,<br />

wieder andere sind anscheinend groß oder klein, und einige sind glücklich<br />

oder unglücklich. Alle diese lebendigen Wesenheiten sind nichts als Vorstellungen<br />

im unendlichen Bewusstsein. Manche betrachten sich selbst als<br />

unwissend und gebunden, andere sind ohne Unwissenheit und befreit.<br />

Die ZEIT fuhr fort:<br />

Oh Weiser! Götter, Dämonen und menschliche Wesen sind nicht verschieden<br />

von diesem kosmischen Ozean des Bewusstseins, der Brahman genannt<br />

wird – dies ist die Wahrheit, alle anderen Annahmen sind falsch. Sie (die<br />

Götter usw.) unterhalten falsche Vorstellungen (wie etwa „ich bin nicht das<br />

Absolute“) und überlagern sich selbst mit Unreinheit und dem Empfinden<br />

einer Entwertung. Aber auch diese sind für alle Zeit in diesem kosmischen<br />

Ozean des Bewusstseins, obschon sie sich selbst als getrennt von Brahman<br />

betrachten und daher irregeführt sind. Obgleich sie für immer rein sind,<br />

überlagern sie sich mit Unreinheit, was dann der Same all ihrer Handlungen<br />

und deren Konsequenzen ist; d. h. von Glück, Unglück, Unwissenheit und<br />

Erleuchtung.<br />

Von diesen Wesen sind manche rein wie Śiva und Vi«ïu, andere nur leicht<br />

befleckt wie Menschen und Götter, manche wandeln in finsterer Täuschung<br />

wie Bäume und Sträucher, andere sind durch Unwissenheit geblendet wie<br />

Würmer, wieder andere bewegen sich weit weg von der Weisheit, und wieder<br />

andere haben den Zustand von Erleuchtung und Befreiung erlangt wie<br />

Brahmā, Vi«ïu und Śiva.<br />

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