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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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einen einzigen Augenblick lang wirklich sein! Solange die Wahrheit nicht<br />

erkannt wird, dass es sich nur um Perlmutter handelt, dauert die Unwissenheit<br />

an. So wie man nicht aus Sand Öl gewinnen, und wie man vom Ring stets<br />

nichts als Gold erhält, so gibt es hier in diesem Universum nicht zwei Dinge –<br />

das eine, unendliche Bewusstsein leuchtet in allen Namen und Formen.<br />

So ist in der Tat die Natur dieser völligen Unwissenheit, dieser Täuschung<br />

und dieses ganzen Weltvorgangs – ohne reale Existenz gibt es da diese illusorische<br />

Vorstellung des Ich-Sinns. Dieser Ich-Sinn existiert im unendlichen<br />

Selbst nicht. Im unendlichen Selbst gibt es keinen Schöpfer, keine Welten,<br />

keinen Himmel, keine Menschen, keine Dämonen, keine Körper, keine Elemente,<br />

keine Zeit, keine Existenz oder Zerstörung, kein „du“, kein „Ich“, kein<br />

Selbst, kein „dies“, weder Wahrheit noch Falschheit, keine Wahrnehmung von<br />

Vielfalt, keine Kontemplation und keine Freuden. Was als einziges ist und als<br />

das Universum bezeichnet wird, ist dieser Höchste Friede. Da ist kein Beginn,<br />

keine Mitte und kein Ende – alles ist alles zu allen Zeiten und jenseits von<br />

Verstehen und Sprache. Schöpfung gibt es nicht. Das Unendliche hat zu keinem<br />

Zeitpunkt seine Unendlichkeit aufgegeben. Jenes ist niemals zu diesem<br />

geworden. Es ist wie der Ozean, jedoch ohne dessen Bewegung. Selbstleuchtend<br />

wie die Sonne ist es, jedoch ohne Tätigkeit. In der Unwissenheit wird das<br />

Höchste Sein als das Objekt, die Welt, gesehen. So wie Raum im unendlichen<br />

Raum existiert und eins mit Raum ist, ebenso ist, was als die Schöpfung erscheint,<br />

Brahman existierend in Brahman als Brahman. Die Vorstellungen von<br />

fern und nah, von Vielfalt, von hier und dort, sind so gültig, wie die Entfernung<br />

zwischen zwei Objekten in einem Spiegel, in dem eine ganze Stadt widerspiegelt<br />

wird.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Am Tag nach dieser halluzinatorischen Erfahrung dachte König Lavaïa: „Ich<br />

sollte nun selbst zu diesen Plätzen gehen, die ich meiner Vision erblickt habe<br />

– vielleicht existieren sie wirklich!“ Unverzüglich rückte er mit seinem Gefolge<br />

aus und begab sich in südliche Richtung. Schon bald begegnete er den<br />

Schauplätzen seiner Visionen und den verschiedenen Leuten, die er dort<br />

kennen gelernt hatte. Er traf tatsächlich dieselben Leute, die er während<br />

seines Lebens als Stammesangehöriger kannte. Er sah sogar seine eigenen,<br />

notleidenden Kinder.<br />

Er erblickte da eine alte Frau, die jammerte und klagte in tiefster Verzweiflung:<br />

„Oh mein geliebter Ehemann – wohin bist du gegangen, und weshalb<br />

hast du uns alle hier zurückgelassen? Ich habe meine schöne Tochter verloren,<br />

die das außerordentliche Glück hatte, einen edlen König als Ehegemahl<br />

zu erhalten. Wohin sind sie alle gegangen? Oh weh! Alle habe ich verloren!“<br />

Der König ging zu ihr, tröstete sie und erfuhr von ihr, dass sie in der Tat die<br />

Mutter seiner Stammesgemahlin war! Aus Mitgefühl gab er ihnen genug<br />

Mittel, um ihre Bedürfnisse zu befriedigenund um ihnen aus der schrecklichen<br />

Dürre herauszuhelfen, die den gesamten Landstrich verwüstet hatte,<br />

III:120,<br />

121<br />

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