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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:44<br />

Von den Wurzeln aufwärts ist der gesamte Baum mit all seinen Ästen, Blättern,<br />

Blüten und Früchten nichts als ein und derselbe Baum. Auf dieselbe<br />

Weise ist Bewusstsein allein alles, unteilbar und unmodifiziert. So wie Butter<br />

aufgrund ihrer eigentlichen Natur durch Einfrieren hart wie Stein wird, so ist<br />

die Materie „eingefrorenes“ Bewusstsein. Im unendlichen und<br />

unmodifizierten oder unkonditionierten Bewusstsein jedoch ist eine solche<br />

Modifikationen unmöglich:die Konditionierung ist eine falsche Idee. Im Herzen<br />

desjenigen, der Selbsterkenntnis besitzt und frei von Verblendung und<br />

Ich-Sinn ist, schmilzt sie dahin.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Ich werde nun den Baum beschreiben, den man samÃdhÃna (Gleichmut)<br />

nennt und der in dem Wald wächst, den man das Herz des Weisen nennt.<br />

Sein Same besteht im sich Abwenden von der „Welt“, gleich ob diesauf natürliche<br />

Weise oder durch Erfahrungen von Kummer geschieht. Das Gemüt ist<br />

wie ein Acker. Gepflügt wird er durch rechte Handlungen, Tag und Nacht<br />

gewässert durch rechtes Empfinden, gedüngt durch die Praxis des<br />

prÃïÃyÃma. Auf diesen Acker namens Gemüt fällt der Same namens samÃdhi<br />

(Abwenden von der Welt) von selbst, wenn man allein im Wald der Weisheit<br />

ist. Der weise Mensch sollte diesen Samender Meditation ständig pflegen und<br />

mit intelligenten Methoden wässern und nähren.<br />

Man soll stets die Gesellschaftder Weisen suchen, die die wahren Freunde<br />

und Wohlgesinnten und rein und freundlich sind. Dann sollte man den Samen<br />

von samÃdhi oder Meditation durch Anhören, Nachdenken und Kontemplieren<br />

der Schriften begiessen, was schließlich die vollkommene innere Leerheit<br />

hervorbringen wird, die voller Weisheit ist, rein und kühl wie Nektar. Indem<br />

man dieses kostbaren Samens der Meditation oder samÃdhi gewahr ist, der<br />

auf den Acker des Gemüts gefallen ist,sollte der weise Mensch ihn sorgfältig<br />

hegen und pflegen und mit Entsagung, Wohltätigkeit usw. nähren.<br />

Sobald dieser Same zu sprießen beginnt, sollte er unter den Schutz des<br />

Friedens und der Zufriedenheit gestellt werden. Gleichzeitig muss er gegen<br />

die gefräßigen Vögel der Wünsche, der Anhänglichkeit an die Familie, des<br />

Stolzes und der Gier usw. verteidigt werden mit Hilfe der Zufriedenheit. Mit<br />

dem Besen der rechten und liebenden Handlung muss der Schmutz der<br />

rÃjasischen Ruhelosigkeit hinweggefegt werden, während die Finsternis der<br />

tÃmasischen Unwissenheit mit dem Licht des rechten Verständnisses vertrieben<br />

wird.<br />

Die Blitze des Besitzerstolzes und die Donnerstürme des Verlangens nach<br />

Vergnügen prasseln auf diesen Acker niederund verwüsten ihn. Verhindert<br />

werden sollte dies mit dem Dreizack des Grossmut, des Mitgefühls, japa<br />

(Wiederholung des göttlichen Namens), Entsagung, Selbstbeherrschung und<br />

die Kontemplation der Bedeutung von praïava (OM).<br />

Wenn der Same auf diese Weise behütet wird, keimt und sprießt er und<br />

wird zu Weisheit. Durch ihn wird der ganze Acker des Gemüts herrlich zu<br />

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