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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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von rationalem Argumentieren und mentaler Tätigkeit ist, ist der höchste<br />

Zustand. Deshalb war sie die einzig gültige Antwort auf die Frage eines Weisen<br />

wie dir. Noch einmal: Jede Form des Ausdrucks ist der Ausdruck der<br />

Natur desjenigen, der sie ausdrückt. Ich verharre fest im reinen, nondualen<br />

und unteilbaren Bewusstsein, das der höchste Zustand ist. Wie kann ich versuchen,<br />

das Unausdrückbare auszudrücken? Daher habe ich nicht versucht,<br />

das Unendliche auf Worte zu reduzieren, die der mentalen Aktivität entspringen.<br />

RĀMA sprach:<br />

Ich erkenne, dass alle Ausdrücke mit dem Makel der Dualität und Begrenztheit<br />

befleckt sind. Indem ich dies berücksichtige und in Betracht ziehe, erlaube<br />

mir zu fragen: Wer bist du?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Ich bin das reine sphärengleiche Bewusstsein, frei von aller objektiven Erfahrung<br />

und jenseits aller mentalen Aktivität und aller Gedanken. Ich bin das<br />

reine und unendliche Bewusstsein. Dasselbe bist du. Und auch diese ganze<br />

Welt ist es. Alles ist nur reines, unteilbares Bewusstsein. Ich bin reines Bewusstsein<br />

und nichts als das. Da es nichts anderes gibt, kann ich es nicht<br />

beschreiben. Wenn man versucht, das eigene Selbst zu beschreiben, dann<br />

erhebt sich der Ich-Sinn und alles andere damit, sogar dann, wenn man die<br />

totale Freiheit erreichen will. Man nennt das den höchsten Zustand, in dem<br />

der Lebende sich verhält wie ein Toter.<br />

Für den Ich-Sinn ist es absurd, diese Art von Freiheit zu suchen, da er die<br />

Wahrheit niemals verstehen könnte. Das unendliche Bewusstsein hat gewiss<br />

nicht das geringste Bedürfnis, das unendliche Bewusstsein realisieren zu<br />

müssen! Das Ganze ist wie beim Blindgeborenen, der versucht, ein Gemälde<br />

zu sehen. Nirvāņa (Emanzipation oder Freiheit) ist, wenn man fest wie ein<br />

Fels steht, ob da nun Erregtheit oder Bewegung im Bewusstsein ist oder<br />

nicht. Ein solcher sieht kein „anderes“. Er ist frei von allem Wunsch und Verlangen.<br />

In ihm gibt es kein „ich“, „du“ oder „anderes“. Er ist allein („All –eins“).<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Das Gewahrsein des unendlichen Bewusstseins seiner selbst ist das Gemüt.<br />

Dieses ist saæsāra und Bindung, was zu psychischem Leiden führt. Wenn das<br />

unendliche Bewusstsein verbleibt, als wäre es seiner selbst nicht gewahr, ist<br />

dies mokåa oder Befreiung. Gemüt, Intellekt usw. sind nur Modifikationen des<br />

reinen Bewusstseins, denn sie sind bloß Worte. Tatsächlich existiert allein<br />

das reine, ungeteilte Bewusstsein. Wenn das reine Bewusstsein als einziges<br />

existiert und alles innerhalb und außerhalb durchdringt – wie kann dann die<br />

Idee von Getrenntheit auftauchen, und wo?<br />

Gibt es einen Unterschied zwischen reinem Bewusstsein und der äußersten<br />

Leerheit? Auch falls es einen gibt, so ist es unmöglich, ihn in Worte fassen. Ich<br />

bin der reine (Raum des) Bewusstseins, sobald die Idee der Selbstbegrenzung<br />

(mentale Konditionierung) aufhört. Da diese Begrenzung jedoch nur eine<br />

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