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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:130<br />

bringen. Als die Versammlung das Tier erblickte, war sie verblüfft. Alle riefen<br />

aus: „Wahrhaftig ist diese Māyā (Illusion) grenzenlos und unendlich!“<br />

RĀMA fragte:<br />

Oh Weiser – wie, durch wen und mit welchen Mitteln kann dieses Geschöpf<br />

aus seiner unglücklichen Existenz befreit werden?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Der Weg aus diesem Unglück besteht in dem, was die ursprüngliche Ursache<br />

des Unglücks war. Kein anderer Weg wäre der richtige und würde nicht<br />

zu Glück, Wohlfahrt oder gewünschten Ergebnissen führen. Der König<br />

VipaÁcit verehrte das Feuer, und sobald dieses Reh ins Feuer geht, wird es<br />

seinen früheren Zustand wiedererlangen, so wie Gold seinen Glanz wiedererlangt,<br />

wenn es im Feuer gereinigt wird. Seht – ich werde nun dieses Reh veranlassen,<br />

ins Feuer zu gehen!<br />

VùLMýKI sprach:<br />

Nachdem er so gesprochen hatte, trank der Weise Vāsi«Âha etwas Wasser<br />

aus seinem heiligen Wassertopf und erzeugte in der Mitte der Versammlungshalle<br />

ein Feuer – ohne Brennmaterial. Dieses brannte sodann hell ohne<br />

Funken und ohne Rauch. Die Versammlung zog sich aus der Mitte der Halle<br />

zurück. Das Reh freute sich offensichtlich am Anblick des Feuers. In seinem<br />

Entzücken begann es zu springen und zu tollen. Vāsi«Âha befand sich in einem<br />

Zustand tiefer Kontemplation und segnete das Tier, damit es von seinen früheren<br />

sündigen Neigungen frei werden möge. Dann betete er zum Feuergott:<br />

„Im Erinnern an seine frühere Existenzform, oh Feuer, gib bitte diesem Reh<br />

seine alte Gestalt als König VipaÁcit zurück!“<br />

Im selben Moment, da der Weise diese Worte sprach, stürzte sich das Reh<br />

mit großer Freude in die Flammen. Es blieb einige Minuten lang still im lodernden<br />

Feuer, während die Versammlung ihm zuschaute. Nach und nach<br />

verwandelte sich dann seine Gestalt in die eines menschlichen Wesens. Diese<br />

war strahlend und stattlich anzusehen. Sobald dieses Wesen aus dem Feuer<br />

aufgetaucht war, verschwand das Feuer. Alle riefen wie mit einer Stimme: „Oh,<br />

was für ein Strahlen (bhā) diese Person doch besitzt! Wie die Sonne leuchtet<br />

(bhāsa) sie. Gewiss wird er als Bhasa berühmt werden.“ Daher wurde diese<br />

Person künftig Bhāsa genannt.<br />

Mit Hilfe tiefer Kontemplation realisierte Bhāsa in einem Augenblick alles,<br />

was in seinen früheren Inkarnationen geschehen war.<br />

In der Zwischenzeit hatten sich die Überraschung und Verblüffung und die<br />

Gespräche in der Versammlung gelegt und es war wieder Stille eingetreten.<br />

Bhāsa erhob sich, ging zum Weisen Vāsi«Âha und verneigte sich vor ihm. Der<br />

Weise segnete ihn, indem er sprach: „Möge die Unwissenheit, in deren Bann<br />

du dich so lange abgemüht hast, dich für immer verlassen.“ Bhāsa grüßte<br />

Rāma und pries ihn.<br />

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