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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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RùMA fragte:<br />

Heiliger Herr, mit welcher Methode wird dies erkannt, und was muss ich<br />

wissen, damit das Kennbare an ein Ende gelangt?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Die falsche Vorstellung, dass diese Welt wirklich sei, hat sich tief verwurzelt<br />

aufgrund der andauernden Gewohnheit falschen Denkens. Jedoch kann sie<br />

beseitigt werden, indem du Zuflucht zur Gemeinschaft mit Heiligen und zum<br />

Studium der heiligen Schriften nimmst. Von allen Schriften ist dieses<br />

Mahārāmāyaïaæ hier das Beste. Was hier gefunden wird, wird auch woanders<br />

gefunden, und was hier nicht gefunden wird, findet man auch sonst<br />

nirgends. Wer daher nicht diese, sondern eine andere Schrift studieren möchte,<br />

kann dies zu tun – dagegen gibt es keinerlei Einwände.<br />

Sobald die falsche Vorstellung aufgegeben und die Wahrheit erkannt wird,<br />

wird man von ihr in einem so großen Ausmaße erfüllt, dass man nur noch<br />

daran denken, davon sprechen und sich nur noch an ihr erfreuen und anderen<br />

davon mitteilen möchte. Solche Menschen werden manchmal auch<br />

Jīvanmuktas oder auch Videhamuktas genannt.<br />

RùMA fragte:<br />

Hoher Herr, worin bestehen die Eigenschaften der Jīvanmuktas (im Leben<br />

befreit) und Videhamuktas (nach dem Tode befreit, körperlos befreit)?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Wer, obwohl er scheinbar ein normales Leben führt, die gesamte Welt als<br />

eine Leerheit empfindet, ist ein Jīvanmukta. Obwohl er wach ist, erfreut er<br />

sich der Stille des Tiefschlafs; er ist völlig unbeeinflusst von Freude und<br />

Schmerz. Er ist wach im Tiefschlaf, aber er ist niemals wach für diese Welt.<br />

Seine Weisheit ist unbewölkt von latenten Neigungen. Er scheint wie andere<br />

Zu-, Abneigungen und Furcht unterworfen zu sein, aber in Wahrheit ist er so<br />

frei wie der Raum. Er ist frei vom Ich-Sinn und vom Wollen. Seine Intelligenz<br />

klammert sich weder an Tätigkeit noch an Untätigkeit. Niemand fürchtet ihn<br />

– er fürchtet niemanden. Wenn dann sein Körper nach der vorgesehenen Zeit<br />

aufgegeben wird, wird er zum Videhamukta.<br />

Der Videhamukta ist und ist nicht; er ist weder ‚Ich’ noch ‚ein Anderer’. Er<br />

ist die Sonne, die scheint, Vi«ïu, der alle beschützt, Rudra, der alles zerstört,<br />

Brahmā, der erschafft. Er ist Raum, Erde, Wasser und Feuer. Er ist in Wahrheit<br />

kosmisches Bewusstsein – das, was die eigentliche Essenz aller Wesen ist.<br />

Alles, was es in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geben mag – all<br />

dieses ist er und er allein.<br />

RùMA fragte erneut:<br />

Hoher Herr, meine Wahrnehmung ist unklar. Wie kann ich diesen Zustand<br />

erlangen, den du angedeutet hast?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

III:8, 9<br />

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