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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:18<br />

rein, weil es seine Erfüllung erlangt hatte. Er war der Geburt und der Auslöschung<br />

der Schöpfungen voll bewusst. Seine Worte waren liebevoll. Er hatte<br />

die Würde des Schöpfers Brahmā selbst. Seine Worte waren wie Nektar. Er<br />

begann seine Erzählung wie folgt:<br />

BHUŚU×ÖA sprach:<br />

In diesem Universum gibt es eine Gottheit namens Hara. Hara ist der Gott<br />

der Götter und wird von sämtlichen Göttern im Himmel verehrt. Seine Gemahlin<br />

hat die eine Hälfte seines Körpers inne. Von seinen verfilzten Locken<br />

fließt der heilige Fluss GaÇgā. Auf seinem Haupt erstrahlt der leuchtende<br />

Mond. Eine tödliche Kobra schlingt sich um seinen Hals – scheinbar ihres<br />

Giftes beraubt wegen des Nektars, der vom Mond herabfließt. Der einzige<br />

Schmuck dieser Gottheit ist die heilige Asche auf seinem Körper. Er weilt auf<br />

Verbrennungsstätten und bei Scheiterhaufen. Er trägt eine Kette aus Schädeln.<br />

Seine Amulette und Armreifen sind Schlangen.<br />

Mit seinem bloßen Blick vernichtet er die Dämonen. Er ist dem Wohlergehen<br />

des ganzen Universums ergeben. Berge und Hügel, die auf ewig in Meditation<br />

versunken scheinen, sind Symbole für ihn. Seine Helfer und Diener<br />

sind Kobolde mit Köpfen und Händen wie Messerklingen und Gesichtern wie<br />

Bären, Kamele, Mäuse usw. Er hat drei strahlende Augen. Diese Kobolde verneigen<br />

sich vor ihm. Und die weiblichen Gottheiten, die sich von den Wesen in<br />

den vierzehn Welten ernähren, tanzen vor ihm.<br />

Diese weiblichen Gottheiten besitzen ebenfalls Gesichter verschiedener<br />

Tierarten. Sie wohnen auf den Gipfeln der Berge, im Raum, in verschiedenen<br />

Welten, auf Verbrennungsstätten und in den Körpern der inkarnierten Lebewesen.<br />

Von diesen weiblichen Gottheiten gehören acht zu den herausragenden,<br />

und zwar sind dies Jayā, Vijayā, Jayanti, Aparājitā, Siddhā, Rakttā,<br />

Alaæbusā und Utpalā. Alle anderen gehorchen diesen acht Gottheiten. Von<br />

den acht war die siebente, Alaæbusā, die angesehenste. Ihr Fortbewegungsmittel<br />

ist die Krähe, und diese ist außerordentlich mächtig und von blauer<br />

Farbe.<br />

Einmal begab es sich, dass sich diese weiblichen Gottheiten im Raum versammelten.<br />

Sie verehrten dort pflichtgemäß die Gottheit, die Tumburu genannt<br />

wird (und die ein Aspekt von Rudra ist) und befassten sich mit<br />

linkshändischen Ritualen, die die höchste Wahrheit enthüllten. Sie verehrten<br />

Tumburu und die unter dem Namen Bhairava bekannte Göttin. Schließlich<br />

waren sie alle vom Wein berauscht und führten verschiedene Riten aus. Bald<br />

begannen sie eine wichtige Frage zu erörtern: Wie kommt es, dass der Gemahl<br />

von Umā (Hara) uns so geringschätzig behandelt? Sie beschlossen: „Wir<br />

werden unsere Tapferkeit auf so überzeugende Weise beweisen, dass er uns<br />

nicht mehr verachten wird.“ Sie überwältigten Umā mit ihren magischen<br />

Kräften und trennten sie von ihrem Lord Hara. Alle weiblichen Gottheiten<br />

sangen und tanzten in Ekstase. Manche tranken, manche sangen, andere<br />

lachten oder schrien, rannten, stürzten oder aßen Fleisch. Schon bald hatten<br />

diese berauschten Gottheiten überall auf der Welt Unordnung angerichtet.<br />

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