19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

II:14<br />

Aus der Selbstbeherrschung fließt alles Gute und Verheißungsvolle. Selbstbeherrschung<br />

zerstreut alles Böse. Kein Gewinn, kein Vergnügen in dieser<br />

Welt oder im Himmel ist vergleichbar mit der Wonne der Selbstbeherrschung.<br />

Die Freude, die man in der Gegenwart des Selbstbeherrschten empfindet,<br />

ist unvergleichlich. Von allen wird ihm spontan Vertrauen entgegengebracht.<br />

Niemand hasst ihn, nicht einmal Dämonen und Kobolde.<br />

Selbstbeherrschung, oh Rāma, ist das beste Hilfsmittel gegen alle physischen<br />

und mentalen Beschwerden. Mit Selbstbeherrschung schmeckt sogar<br />

die Nahrung, die du isst, besser, andernfalls ist sie nur bitter. Wer den Harnisch<br />

der Selbstbeherrschung trägt, wird vom Kummer nicht getroffen.<br />

Wer beim Hören, Berühren, Sehen, Riechen und Schmecken dessen, was als<br />

erfreulich und unerfreulich angesehen wird, weder erfreut noch unerfreut ist<br />

– dieser ist wahrhaftig selbstbeherrscht. Wer alle Wesen mit demselben<br />

Gleichmut betrachtet und die Empfindungen von Freude und Schmerz unter<br />

Kontrolle gebracht hat – dieser ist wahrhaftig selbstbeherrscht. Wer, obwohl<br />

er unter der Menge lebt, völlig unbeeinflusst von dieser ist und weder freudige<br />

Erregung noch Abscheu verspürt, wie im Tiefschlaf – dieser ist wahrhaftig<br />

selbstbeherrscht.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Selbsterforschung (der zweite Torwächter der Befreiung) sollte von einem<br />

Gemüt unternommen werden, das durch ein intensives Studium der<br />

Schriften gereinigt ist. Die Selbsterforschung sollte ununterbrochen stattfinden.<br />

Durch diese Erforschung wird das Gemüt kühn und fähig, das Höchste zu<br />

realisieren. Daher ist die Erforschung allein das Heilmittel für die langandauernde<br />

Krankheit namens saæsāra.<br />

Der weise Mann betrachtet Stärke, Klugheit, Tüchtigkeit und richtiges Handeln<br />

als Früchte der Selbsterforschung. Tatsächlich sind Königtum, Wohlstand,<br />

Genuss und schlussendlich die Befreiung alles Früchte der Selbsterforschung.<br />

Der Geist der Selbsterforschung schützt vor Unheil, das den gedankenlosen<br />

Narren überfällt. Wenn das Gemüt durch die Abwesenheit der<br />

Selbsterforschung stumpf geworden ist, dann verwandeln sich sogar die<br />

Strahlen des Mondlichts in tödliche Waffen und die kindische Einbildungskraft<br />

beschwört in jeder dunklen Ecke einen Kobold herauf. Daher ist der<br />

nicht forschende Narr wahrhaftig ein Lagerhaus für Sorgen. Es ist die Abwesenheit<br />

der Selbsterforschung, die Handlungen herbeizieht, die einem selbst<br />

und anderen schaden und die Ursache zahlloser psychosomatischer Beschwerden<br />

ist. Daher sollte man die Gesellschaft von gedankenlosen Leuten<br />

meiden.<br />

Diejenigen, in denen der Geist der Selbsterforschung stets wach ist, erleuchten<br />

die Welt und alle, die mit ihnen in Berührung kommen. Sie vertreiben die<br />

Gespenster, die der unwissende Verstand erschafft, und durchschauen die<br />

Falschheit der Sinnesvergnügen und ihrer Objekte. Oh Rāma, im Licht der<br />

Selbsterforschung kann die Verwirklichung der ewigen und wandellosen<br />

48

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!