19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Oh Rāma, nachdem Saæbara von den drei Dämonen Dāma, Vyāla und KaÂa<br />

verlassen worden war, erkannte er, dass sie törichterweise egoistische Gedanken<br />

unterhalten hatten und so ins Unglück gerieten. Deshalb kam er zu<br />

dem Entschluss, weitere Dämonen zu erschaffen, aber diesmal mit Selbsterkenntnis<br />

und Weisheit, so dass sie nicht wieder in die Falle des Ich-Sinns<br />

geraten.<br />

Saæbara erschuf dann durch seine magischen Kräfte drei weitere Dämonen,<br />

die als Bhīma, Bhāsa und D­¬ha bekannt wurden. Sie waren allwissend,<br />

mit Selbsterkenntnis versehen, erfüllt von Leidenschaftslosigkeit und ohne<br />

Sünde. Sie betrachteten das gesamte Universum als nicht wertvoller als einen<br />

Grashalm.<br />

Diese begannen nun mit der Armee der Götter zu streiten. Obwohl der<br />

Kampf eine beträchtliche Zeit hin und her wogte, regte sich keinerlei Ich-Sinn<br />

in ihnen. Wann immer der Ich-Sinn sein Haupt erhob, unterwarfen sie ihn mit<br />

Hilfe der Selbsterforschung („Wer bin ich?“). Aus diesem Grunde waren sie<br />

frei von Todesangst, hingegeben an die rechte Handlung in jedem Augenblick,<br />

frei von sämtlichen Anhaftungen, ledig des Gefühls von „ich habe dies getan“,<br />

verpflichtet der Erfüllung der Arbeit, die ihr Meister Saæbara ihnen aufgetragen<br />

hatte, frei von Zuneigung und Abneigung und ausgestattet mit Gleichmut.<br />

So wurde die Armee der Götter schließlich rasch von ihnen besiegt. Die Götter<br />

flohen schutzsuchend zu Gott Vi«ïu. Auf seinen Befehl nahmen sie sodann<br />

ihren Wohnort in einer anderen Gegend auf.<br />

Danach musste Vi«ïu selbst mit dem Dämon Saæbara kämpfen. Nachdem<br />

er von Gott Vishnu erschlagen worden war, erlangte der Dämon unverzüglich<br />

Vishnu‘s Wohnsitz. Vi«ïu befreite auch die drei Dämonen Bhīma, Bhāsa und<br />

D­¬ha, die nach dem Tod ihrer Körper erleuchtet wurden, da sie keinerlei Ich-<br />

Sinn besaßen.<br />

Oh Rāma, es ist nur das konditionierte Gemüt, welches die Bindung schafft,<br />

und Befreiung taucht auf, sobald das Gemüt dekonditioniert ist. Die Konditionierung<br />

des Gemüts fällt dahin, sobald die Wahrheit klar gesehen und verwirklicht<br />

wird. Sobald die Konditionierung des Gemüts aufgehört hat, wird<br />

das Bewusstsein in hohem Maße friedlich – wie wenn die Flamme einer flackernden<br />

Kerze gelöscht wird. Zu erkennen: „Das Selbst allein existiert, was<br />

immer man auch sonst denken mag“ ist die klare Wahrnehmung. „Konditionierung“<br />

und „Gemüt“ sind nichts als Worte ohne einen Wahrheitsgehalt.<br />

Sobald die Wahrheit erforscht wird, verlieren sie ihre Bedeutung – das ist die<br />

klare Wahrnehmung. Sobald diese klare Wahrnehmung auftaucht, taucht<br />

auch die Befreiung auf.<br />

Das Beispiel Dāmas, Vyālas und KaÂas zeigte, wie das Gemüt vom Ich-Sinn<br />

konditioniert wird. Das Beispiel Bhīma, Bhāsa und D­¬ha zeigt das Gemüt,<br />

das frei von Konditionierung oder Ich-Sinn ist. Oh Rāma, sei nicht wie die<br />

ersteren, sondern wie diese letzteren. Das ist der Grund, weshalb ich dir diese<br />

Geschichte erzählt habe, mein teurer und hochintelligenter Schüler.<br />

194

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!