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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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IV:59<br />

KACA sang: „Was soll ich tun? Wohin soll ich gehen? Was soll ich festhalten?<br />

Was soll ich aufgeben? Dieses ganze Universum ist von dem einen Selbst<br />

durchdrungen. Unglücklichsein und Sorge sind das Selbst. Glück ist auch das<br />

Selbst. Denn alle Wünsche sind nur leeres Nichts. Wissend, dass all dies das<br />

Selbst ist, bin ich befreit von allen Mühen. In diesem Körper, innerhalb und<br />

außerhalb, oberhalb und unterhalb, überall – hier wie dort – gibt es nichts als<br />

das Selbst und das Selbst allein. Ein Nicht-Selbst existiert nicht. Das Selbst<br />

allein ist allüberall – alles existiert als das Selbst. All dies ist wahrhaftig das<br />

Selbst. Ich existiere im Selbst als das Selbst. Ich existiere als all dieses – als die<br />

Wirklichkeit in allem allüberall. Ich bin die Fülle. Ich bin die Selbst-Seligkeit.<br />

Ich erfülle das gesamte Universum wie der kosmische Ozean.“<br />

So sang er. Dann intonierte er das heilige Wort OM – tönend wie eine Glocke.<br />

Sein gesamtes Wesen hatte er mit diesem heiligen Klang vereint. Weder<br />

befand er sich innerhalb oder außerhalb von irgendetwas. Dieser Weise lebte<br />

auf dieser Ebene, vollkommen absorbiert im Selbst.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Was gibt es schon in dieser Welt, o Rāma, als Essen, Trinken und Sex? Was<br />

sollte daher ein weiser Mensch wohl anziehend finden? Diese Welt der fünf<br />

Elemente und der Körper aus Fleisch, Blut, Haar und all dem Rest werden von<br />

den Unwissenden als wirklich betrachtet. All das existiert nur zu ihrer Unterhaltung.<br />

Der Weise sieht in all diesem ein vergängliches und unwirkliches,<br />

aber schreckliches Gift.<br />

RùMA fragte:<br />

Wenn das Gemüt nach der Zerstörung aller Vorstellungen den Zustand des<br />

Schöpfers selbst wiedererlangt – wie kann dann in ihm noch die Vorstellung<br />

der Welt auftauchen?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Rāma, der erstgeborene Schöpfer stieß beim Auftauchen aus dem unendlichen<br />

Bewusstsein den Klang „Brahmā“ aus. Deshalb ist er als Brahmā bekannt,<br />

der Schöpfer. Dieser Schöpfer unterhielt als erstes die Vorstellung von<br />

Licht, und so entstand Licht. In diesem Licht visualisierte er seinen eigenen<br />

kosmischen Körper, und so trat dieser ins Sein - von der strahlenden Sonne<br />

bis zu den verschiedenen Objekten, die das Universum füllen. Er kontemplierte<br />

dasselbe Licht als unendlich viele Feuerfunken, und all diese Funken wurden<br />

zu den verschiedenen Lebewesen. Ganz gewiss ist es nur dieser kosmische<br />

Verstand, der zu Brahmā und all diesen Wesen geworden ist. Was immer<br />

dieser Brahmā am Anfang erschaffen hat, wird noch heute gesehen.<br />

Diese unwirkliche Welt hat ihre scheinbare Substantialität allein aufgrund<br />

der beharrlichen Vorstellung ihrer angeblichen Existenz erlangt. Sämtliche<br />

Wesen dieses Universums halten sie aufgrund ihrer eigenen Vorstellungen<br />

und Ideen aufrecht.<br />

Nach der Erschaffung des Universums durch seine Gedankenkraft überlegte<br />

der Schöpfer wie folgt: „Ich habe all dieses nur durch die Kraft einer geringfü-<br />

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