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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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RĀMA fragte:<br />

Was ist die Heimstatt Brahmās des Schöpfers, welche sind ihre Schleier und<br />

wie existiert sie?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Die Heimstatt von Brahmā (das Zentrum der Erdregion) wird von Wassern<br />

bedeckt, die das Zehnfache der Ausdehnung der Erdregion betragen. Auf<br />

ähnliche Weise ist die Region des Feuers zehnmal so groß wie die Wasserregion.<br />

Die Region der Luft jenseits davon ist wiederum zehnmal so groß wie<br />

die Feuerregion. Die Ätherregion schließlich beträgt das Zehnfache der Ausdehnung<br />

der Luftregion. Jenseits davon befindet sich der unbegrenzte Raum<br />

des Brahma-ākāÁa.<br />

RĀMA fragte:<br />

Oh Weiser, wer hält diese Schöpfung von unten und von oben?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Erde usw. wird durch den großen Körper von brahma-aï¬a (dem goldenen<br />

Ei oder der kosmischen Person) in ihrer Position gehalten.<br />

RĀMA fragte weiter:<br />

Oh Hoher Herr, bitte teile mir mit, von was brahma-aï¬a getragen wird.<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, dieses wird durch niemanden getragen, ob du dies nun als fallend<br />

oder nicht-fallend betrachtest. Denn dieses Universum hat keine Form, keinen<br />

Körper und keine Materialität, obschon es eine Form zu haben scheint.<br />

Was genau meinen wir, wenn wir von „es fällt“ oder „wird getragen“ sprechen?<br />

Was immer als Idee im unendlichen Bewusstsein auftaucht – dementsprechend<br />

verbleibt dieses dann. Diese Schöpfung ist nichts als die Traumstadt<br />

des unendlichen Bewusstseins. Wird sie als „fallend“ gedacht, dann<br />

scheint sie die ganze Zeit zu fallen, und wenn sie als im Raum existierend<br />

gedacht wird, steht und bewegt sie sich im Raum. Denkt man an sie als unbewegt,<br />

dann steht sie still, und denkt man sie sich als zerstört, dann erscheint<br />

sie als zerstört.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Plötzlich sah ich, wie Rudra wie trunken im Raum zu tanzen begann. Es<br />

war, als hätten die Wasser der kosmischen Auflösung Gestalt angenommen<br />

und in dieser Gestalt zu tanzen begonnen. Aber seht doch! Als ich dem Tanz<br />

Rudras zuschaute, bemerkte ich einen Schatten hinter ihm. Ich fragte mich,<br />

wie ohne Sonne ein Schatten existieren kann? Während ich noch über dieses<br />

Phänomen nachdachte, trat dieser (weibliche) Schatten vor Rudra hin und<br />

begann ebenfalls zu tanzen.<br />

Sie besaß drei Augen. Sie war schwarz. Sie war dünn. Aber sie war riesig.<br />

Aus ihrem Mund kam Feuer. Sie sah wie die weibliche Verkörperung der<br />

dunklen Nacht oder des grenzenlosen Raumes aus. Ihre Arme erstreckten<br />

VI.2:81<br />

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