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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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lau erscheint, so hat auch diese Konditionierung den Anschein einer wirklichen<br />

Existenz! Sie entsteht wie der zweite Mond beim Fehlsichtigen und<br />

existiert wie die Traumobjekte. Sie erzeugt Verwirrung, so wie sich für Menschen,<br />

die in einem Boot fahren, das Ufer zu bewegen scheint. Sobald sie aktiv<br />

wird, erzeugt sie die Täuschung des langen, langen Traums der Welterscheinung.<br />

Sie pervertiert die Freundschaften und Erfahrungen. Es ist diese Unwissenheit<br />

oder mentale Konditionierung, die verantwortlich ist für die<br />

Schaffung und Wahrnehmung der Dualität, für die Getrenntheit und die nachfolgende<br />

Verwirrung der Wahrnehmung und Erfahrung.<br />

Sobald diese Unwissenheit oder mentale Konditionierung gemeistert ist,<br />

indem man sich ihrer Irrealität bewusst wird, hört das Gemüt auf zu sein – so<br />

wie der Fluss austrocknet, wenn das Wasser aufhört zu fließen.<br />

RùMA fragte:<br />

Andererseits, heiliger Herr, scheint der in einer Luftspiegelung wahrgenommene<br />

Fluss kein Ende zu haben. Wie erstaunlich ist es doch, dass diese<br />

Unwissenheit die ganze Welt hat erblinden lassen! Diese Unwissenheit oder<br />

mentale Konditionierung gedeiht durch die Zwillingskräfte von Verlangen<br />

und Hass. Bitte sage mir, wie kann ich sicherstellen, dass diese Unwissenheit<br />

oder mentale Konditionierung überhaupt nicht mehr auftaucht!<br />

Und heiliger Herr, teile mir bitte außerdem mit, auf welche Weise diese<br />

schreckliche Finsternis der Unwissenheit verschwindet.<br />

VASIåèHA sprach:<br />

Oh Rāma, so wie die Dunkelheit beim Auftauchen des Lichts verschwindet,<br />

so verschwindet die Unwissenheit, sobald du dich dem Licht des Selbst zuwendest.<br />

So lange es kein natürliches Verlangen nach Selbsterkenntnis gibt, so lange<br />

beschwört diese Unwissenheit oder mentale Konditionierung den endlosen<br />

Strom der Welterscheinung herauf.<br />

So wie ein Schatten verschwindet, wenn er das Licht zu sehen wünscht, so<br />

wird diese Unwissenheit vernichtet, wenn man sich der Selbsterkenntnis<br />

zuwendet. Rāma, das Verlangen selbst ist diese Unwissenheit oder mentale<br />

Konditionierung, und die Beendigung des Verlangens ist die Befreiung Dies<br />

geschieht, wenn es keinerlei Bewegung von Gedanken mehr im Gemüt gibt.<br />

RùMA fragte:<br />

Oh Weiser, du sagtest, dass da Selbsterkenntnis sei, sobald die Unwissenheit<br />

aufhört zu sein. Was ist das Selbst (ātman)?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, von Brahmā dem Schöpfer bis hinunter zum Grashalm ist all dies<br />

nichts anderes als das Selbst – die Unwissenheit ist nichts als eine inexistente<br />

Irrealität. Es gibt hier kein zweites Ding, das man das Gemüt nennen könnte.<br />

In diesem Selbst treibt dieser Schleier der Verdunkelung herum (der auch das<br />

Selbst ist) und erzeugt die Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt. Es ist<br />

III:114<br />

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