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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:169<br />

Ich werde deinen Zweifel sofort beseitigen, oh Rāma, und die Nondualität<br />

wieder herstellen. Diese Welterscheinung ist wie eine Figur, die noch nicht<br />

aus dem Holz des Baumes herausgeschnitzt worden ist. Erst wenn eine Figur<br />

aus einem Baum herausgeschnitzt worden ist, kann sie Figur genannt werden.<br />

Da das unendliche Bewusstsein jedoch nondual ist, findet dies nicht<br />

statt. Im leblosen und nicht-fühlenden Holz taucht die Figur erst auf, nachdem<br />

es vollständig herausgeschnitzt wurde. Da Bewusstsein jedoch voll Bewusstsein<br />

ist, erstrahlt die Welterscheinung innerhalb ihrer selbst. Tatsächlich<br />

hört dieses Bewusstsein nie auf, Bewusstsein zu sein, noch wird die Welt<br />

aus ihm herausgeschnitzt – und doch erstrahlt es als diese Welt.<br />

Zu Beginn der Schöpfung hat das Bewusstsein, angefüllt mit den Ideen aller<br />

Möglichkeiten, diese Ideen manifestiert. Weil auch diese Ideen mit Bewusstsein<br />

ausgestattet sind, erscheinen sie real, wie in einem Traum. Im Herzensraum<br />

lässt das Bewusstsein verschiedene Ideen entstehen wie: „Dies ist die<br />

Idee des Brahman, die selbst die Idee des reinen Bewusstseins ist“, „dies ist<br />

die Idee des jīva“, „dies ist der Ich-Sinn, buddhi, das Gemüt, Zeit und Raum“,<br />

„ich bin so und so“, „dies ist Aktivität“, „dies sind die Elemente“, „dies sind die<br />

Sinne“, „dies ist der subtile Körper (purya«Âaka) und das der grobe, physische<br />

Körper“, „ich bin Brahmā der Schöpfer, ich bin Śiva, ich bin Viåņu, ich bin die<br />

Sonne“, „dies ist innen und dies außen“, „dies ist die Schöpfung und dies die<br />

Welt“ - all diese Ideen tauchen im Bewusstsein auf. Es gibt da weder physikalische<br />

noch materielle Substanzen, da sind weder Erinnerung noch Dualität.<br />

Ohne Ursache taucht diese Welterscheinung im Bewusstsein auf. Sie wird<br />

vom Bewusstsein innerhalb seiner selbst erfahren. Es ist das Bewusstsein,<br />

welches sich selbst für die Welt hält und diese erfährt. Daher gibt es da weder<br />

Erinnerung, Traum oder Zeit usw., die darin involviert wären. Das, was in sich<br />

selbst eine Masse von Bewusstsein ist, erscheint im Außen als die Welt; aber<br />

es gibt weder ein Außen noch ein Innen und keine andere Realität als nur die<br />

Höchste Wirklichkeit. So real wie das unendliche Brahman ist, so real ist auch<br />

dieses gesehene objektive Universum.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Für wen Freude keine Freude und Kummer kein Kummer ist, der ist befreit.<br />

Wessen Herz auch während der Erfahrung von Vergnügen nicht erregt ist, der<br />

ist befreit. Derjenige ist befreit, der sich am reinen Bewusstsein erfreut und<br />

auch an der objektiven Welt.<br />

RĀMA fragte:<br />

Gewiss muss der Befreite, der kein Vergnügen am Vergnügen und keinen<br />

Kummer am Kummer zu empfinden vermag, empfindungslos und träge sein.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Das Gewahrsein dieses Menschen ist völlig im Bewusstsein absorbiert. Er<br />

erfährt daher keinerlei Vergnügen, ausser er macht einen Versuch dazu. Man<br />

sagt von ihm, dass er im Bewusstsein ruht. Seine Zweifel sind zu Ende, und<br />

seine Verbindung mit den Objekten der Welt ist mit dem Duft der Weisheit<br />

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