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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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Teil II: Über die Qualitäten des Suchers<br />

Die Geschichte von Śuka<br />

VIŚVùMITRA sagte:<br />

Oh Rāma, du bist in der Tat der Beste unter den Weisen. Es gibt wahrhaftig<br />

nichts mehr, was du noch zu lernen hättest. Jedoch benötigt deine Erkenntnis<br />

eine Bestätigung, so wie die Selbsterkenntnis von Śuka der Bestätigung durch<br />

Janaka bedurfte, bevor Śuka den Frieden finden konnte, der das Verstehen<br />

übersteigt.<br />

RùMA fragte:<br />

Oh Heiliger! Bitte teile mir mit, wie es dazu kam, dass Śuka trotz seiner Erkenntnis<br />

keinen Frieden fand und wie er diesen später gefunden hat.<br />

VIŚVùMITRA sagte:<br />

Höre, oh Rāma. Ich werde dir nun diese für die Seele so erhebende Geschichte<br />

des schon als Weisen geborenen Śuka, des Sohnes von Vedavyāsa,<br />

erzählen, der jetzt hier neben deinem Vater sitzt.<br />

So wie du gelangte auch Śuka zur Wahrheit über diese Existenz, nachdem er<br />

tief über die Flüchtigkeit der Welt nachgesinnt hatte. Da es sich jedoch um<br />

selbsterworbene Erkenntnis handelte, konnte er sich selbst nicht ausdrücklich<br />

bestätigen: „dies ist die Wahrheit“. Gewiss befand er sich aber bereits in<br />

einem Zustand von höchster und außerordentlicher Leidenschaftslosigkeit.<br />

Eines Tages suchte Śuka seinen Vater Vedavyāsa auf und fragte ihn: „Mein<br />

Herr, wie kam diese Vielfalt der Weltentstehung ins Sein, und wie wird sie<br />

einmal enden?“ Vedavyāsa gab ihm auf diese Frage zwar eine bis in die Einzelheiten<br />

gehende Antwort, aber Śuka dachte: ‚All dies weiss ich bereits; was<br />

ist schon neu daran?’ und war nicht beeindruckt. Vedavyāsa spürte dies sogleich<br />

und sagte daher zu Śuka: „Mein Sohn, mehr darüber vermag ich dir<br />

nicht zu sagen. Es gibt aber auf dieser Erde einen königlichen Weisen namens<br />

Janaka, der mehr darüber weiß. Gehe zu ihm und befrage ihn.“<br />

So kam Śuka schließlich zu Janaka’s Palast. Janaka, den die Palastwachen<br />

von der Ankunft des jungen Śuka unterrichtet hatten, beachtete ihn jedoch<br />

eine ganze Woche lang nicht. Während dieser Zeit harrte Śuka geduldig vor<br />

dem Palast aus. In der folgenden Woche ließ Janaka Śuka dann in den Palast<br />

ein, wo ihn Tänzerinnen und Musiker empfingen. Auch davon blieb Śuka<br />

ungerührt. Schließlich wurde Śuka die Audienz beim König gewährt. Janaka<br />

sagte: „Du kennst die Wahrheit bereits; was kann ich dir darüber hinaus noch<br />

mitteilen?“ Śuka wiederholte nun die Frage, die er auch seinem Vater gestellt<br />

hatte, und Janaka gab daraufhin dieselbe Antwort, die auch sein Vater gegeben<br />

hatte. Śuka erwiderte: „Ich wusste dies bereits, mein Vater hat es mir<br />

gesagt, und auch die Schriften bestätigen es. Nun tust du mir diese Wahrheit<br />

II:1<br />

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