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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Zu Beginn der Schöpfung war es daher Brahman, das die Schöpfung manifestierte.<br />

So wie sich Brahmā der Schöpfer und alle anderen zu Beginn der<br />

Schöpfung manifestierten, so manifestierten sich dann auch die zahllosen<br />

jīvas. Diejenigen jedoch, die sich als verschieden von Brahman empfinden,<br />

betrachten sich selbst als unwissend und nehmen Dualität wahr. In ihrem Fall<br />

tauchen Geburt und Tod aus ihnen selbst heraus auf, weil sich diese Wesen<br />

sich an das Unwirkliche halten. Diejenigen dagegen, die sich (wie Brahmā,<br />

Viåņu und Śiva usw.) nicht als verschieden von Brahman sehen, erfahren<br />

keinerlei karma.<br />

Das unendliche Bewusstsein ist absolut rein. Brahman ruht in sich selbst.<br />

Jedoch entsteht in ihm die winzige Idee des jīva. Wo diese Idee vom jīva auftaucht,<br />

dort taucht auch die Unwissenheit auf, und das wird von demselben<br />

Bewusstsein als Schöpfung betrachtet. Von selbst erwacht das Bewusstsein<br />

zu seiner eigenen, wahren Natur und realisiert, dass es Brahman ist und auch<br />

schon immer gewesen ist.<br />

Wasser nimmt von selbst die Form des Strudels an – Brahman nimmt ebenso<br />

von selbst die Erscheinungsform dieser Schöpfung an. Diese Schöpfung ist<br />

das manifeste Brahman – weder ist sie ein Traum noch die Realität des Wachzustandes.<br />

Was ist in diesem Fall karma, wem kommt es zu und wie viele<br />

verschiedene Arten gibt es? In Wahrheit gibt es kein karma, keine Unwissenheit,<br />

keine Schöpfung – alle diese Ideen tauchen nur aufgrund der eigenen<br />

Erfahrung auf.<br />

Brahman allein erstrahlt als die Schöpfung, die individuellen Seelen, karma,<br />

Geburt und ähnliche Ideen. Da er der Höchste Herr ist, erfährt er diese Ideen<br />

so, als wären sie wahr. Zu Beginn der Schöpfung ist der jīva keinerlei karma<br />

unterworfen; danach jedoch verwickelt er sich in das karma aufgrund seiner<br />

Ideen. Was ist der Körper oder die Persönlichkeit eines Strudels? Worin besteht<br />

dessen karma? Er ist Wasser und nichts anderes – ebenso ist alles<br />

Brahman.<br />

Die in einem Traum erblickten Personen besitzen kein karma. Auch der jīva,<br />

der zu Beginn der Schöpfung auftaucht, besitzt kein karma, weil er reines<br />

Bewusstsein ist. Die Idee des karma taucht erst auf, wenn man fest an der<br />

Idee der Wirklichkeit der Welt festhält. Dann beginnen diese jīva hier umherzuwandern<br />

– gefesselt durch das karma. Sobald realisiert wird, dass diese<br />

Schöpfung selbst Nicht-Schöpfung ist und Brahman allein existiert – wo ist<br />

dann karma? Wessen ist dieses karma und wer gehört zu diesem karma?<br />

Karma existiert nur in der Unwissenheit – sobald die rechte Erkenntnis auftaucht,<br />

hört die Bindung durch karma auf.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Der paï¬ita (der Selbsterkenntnis erlangt hat) ist wie die Sonne, der den<br />

Lotos von dharma, karma und Erkenntnissen erblühen lässt. Verglichen mit<br />

der Weisheit eines Weisen der Selbsterkenntnis ist sogar der Status eines<br />

Königs der Götter nur wertloses Stroh. Sobald die Selbsterkenntnis erscheint,<br />

schwindet die illusorische Wahrnehmung der Welt und die Erkenntnis Brah-<br />

VI.2:143<br />

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