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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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ohne dazugehörige Substanz. „Er ist ein Freund“, „dieser ist kein Verwandter“<br />

sind nur Gedanken einer mittelmäßigen Person – eine großmütige Person<br />

trifft keine derartigen Unterscheidungen. Oh Rāma, alle Wesen sind unsere<br />

Verwandten – denn in diesem Universum existiert keine absolute Beziehungslosigkeit.<br />

Die Weisen wissen, dass „es kein irgendwo gibt, wo ich nicht<br />

bin“ und „es gibt nichts, was nicht mein ist“ – auf diese Weise überwinden sie<br />

die Begrenztheit oder Konditioniertheit.<br />

* * *<br />

Die Geschichte von Puïya und Pāvana<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, in diesem Zusammenhang gibt es eine alte Legende, die ich dir<br />

nun erzählen werde.<br />

Auf dem Kontinent, der unter dem Namen JambÆdvīpa bekannt ist, gibt es<br />

einen großen Berg, der Mahendra genannt wird. In den Wäldern, die die<br />

Hänge dieses Berges bedecken, leben viele Heilige und Weise. Es war ihnen<br />

gelungen, die Wasser des Flusses Vyoma GaÇgā (oder Akāsa GaÇgā) zum<br />

Baden und Trinken usw. auf den Berg zu lenken. Am Ufer dieses Flusses lebte<br />

ein heiliger Mann namens Dīrghatapā, der, wie der Name schon sagt, die<br />

Verkörperung unaufhörlicher Askese war.<br />

Dieser Asket hatte zwei Söhne, Puïya und Pāvana. Von den beiden hatte<br />

Puïya die volle Erleuchtung erlangt, während Pāvana, obschon er die Unwissenheit<br />

überwunden hatte, die volle Erleuchtung noch nicht erlangt hatte und<br />

daher nur teilweise Weisheit besass.<br />

Im Verlauf der unsichtbaren und unberührbaren Zeit war der Weise<br />

Dīrghatapā (der sich selbst von allen Formen der Anhaftung und des Verlangens<br />

befreit hatte) schließlich alt geworden. Wie ein Vogel aus dem Käfig<br />

fliegt, hatte er seinen Körper verlassen und den Zustand äußerster Reinheit<br />

erlangt. Seine Frau, die von ihm die Wissenschaft des <strong>Yoga</strong> erlernt hatte,<br />

folgte ihm.<br />

Als seine Eltern so plötzlich verschieden waren, verfiel Pāvana in tiefe<br />

Trauer und klagte laut. Puïya dagegen führte die vorgeschriebenen Begräbniszeremonien<br />

aus und blieb ungerührt durch diesen Verlust. Er suchte seinen<br />

trauernden Bruder Pāvana auf.<br />

PU×YA sprach: Bruder, weshalb nur lässt du dich von diesem schrecklichen<br />

Kummer überwältigen? Nur die Blindheit der Unwissenheit ist verantwortlich<br />

für den Strom deiner Tränen. Unser Vater ist von hier geschieden, zusammen<br />

mit unserer Mutter, in den Zustand der Befreiung oder in den höchs-<br />

V:19<br />

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