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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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der Konditionierung und der Einbildungskraft, gibt diese Person ihre eigene<br />

wahre Natur auf und nimmt schließlich nur noch die Welterscheinung wahr.<br />

All dies widerfährt nur der unweisen Person. Man nennt das „Gemüt“, was<br />

eine auf diese Weise verdrehte Wahrnehmung enthält. Wenn dieses Gemüt<br />

sich in seiner verdrehten Wahrnehmung bestätigt sieht, entsteht daraus der<br />

Same für wiederholte Geburten, Altern und Tod.<br />

Wenn keine Ideen vom Wünschenswerten und Nicht-Wünschenswerten<br />

entstehen, dann taucht auch das Gemüt nicht auf, und es herrscht höchster<br />

Friede. Nur dies bildet die Form des Gemüts: Konzeptualisierung, Einbildung,<br />

Gedanke und Erinnerung. Wenn diese abwesend sind – wie kann ein Gemüt<br />

existieren? Wenn einer, verankert im Bereich des Nicht-Werdens, das kontempliert,<br />

was sich nicht in Werden verwandelt hat, und der folglich das was<br />

ist, sieht wie es ist, dann wird das Gemüt zum Nicht-Gemüt. Sobald die psychologische<br />

Konditionierung oder die Begrenzung nicht mehr dicht, sondern<br />

eher transparent ist, dann wird man ein befreiter Weiser, der noch aufgrund<br />

des vergangenen Momentums ( wie sich das Rad des Töpfers noch weiterdreht,<br />

obwohl es keinerlei Antriebsimpuls mehr erfährt) lebt und funktioniert,<br />

aber nicht mehr wiedergeboren wird. In seinem Fall wurde der Samen<br />

sozusagen geröstet und kann nicht mehr zur Welterscheinung auskeimen.<br />

Wenn dann sein Körper fällt, wird der Weise in das Unendliche absorbiert.<br />

Was die zwei Samen dieser Welterscheinung (d.h. die Bewegung des prāïa<br />

und das Hängen an Einbildungen) betrifft, so fällt, wenn man erst einmal das<br />

eine losgeworden ist, auch das andere automatisch weg, da sie wechselseitig<br />

voneinander abhängig sind. Das Gemüt erzeugt die Weltillusion, und das<br />

Gemüt wiederum wird durch die Bewegung des prāïa in der dem Menschen<br />

eigenen Konditionierung erzeugt. Das zeigt, dass der Grund für die Bewegung<br />

des prāïa die mentale Konditionierung oder die Einbildungskraft ist. Auf<br />

diese Weise wird dieser Teufelskreis vollendet: Das eine füttert das andere,<br />

das eine treibt das andere zum Handeln. Bewegung ist natürlich für das<br />

prāïa. Und wenn es sich im Bewusstsein bewegt, taucht das Gemüt auf, und<br />

dann hält die Konditionierung das prāïa in Bewegung. Wird eines der beiden<br />

angehalten, so fallen beide.<br />

Nur die psychologische Konditionierung oder Bewegung ist die Quelle all<br />

der unsagbaren Schmerzen und Sorgen sowie die Wurzel der Unwissenheit.<br />

Wenn diese beiden an ihr Ende gelangen, dann fällt unverzüglich auch das<br />

Gemüt. Auf die gleiche Weise gelangt das Gemüt durch die Zurückhaltung der<br />

Bewegung des prāïa (Lebenskraft) zu einem Stillstand. Es nimmt dann die<br />

Welt, die in ihm wohnt, nicht mehr wahr.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Rāma, die Vorstellung eines Objekts (der Erkenntnis, der Erfahrung) ist der<br />

Same für die Bewegung des prāïa als auch für das Hängen an einer Idee,<br />

denn es geschieht nur durch das Auftauchen eines Wunsches nach einer<br />

Erfahrung, dass diese Bewegung des prāïa und die mentale Konditionierung<br />

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