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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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oder den Wunsch des Höchsten Herrn aus. Sobald es keine solche Bewegung<br />

der Energie gibt, existiert allein der Höchste Herr.<br />

Während sie so im Raum tanzt, kommt sie zufällig (wie die Krähe und die<br />

Kokosnuss) in Kontakt mit dem Höchsten Herrn. Im Moment dieses Kontaktes<br />

wird sie plötzlich schwach, dünn und durchsichtig. Sie gibt ihre kosmische<br />

Gestalt auf und wird ein Berg, anschließend eine kleine Stadt und dann ein<br />

herrlicher Baum. Schließlich wird sie wie Raum und zu guter Letzt zur Gestalt<br />

des Höchsten Herrn selbst – so wie ein Fluss in den Ozean mündet. Dann<br />

strahlt der Höchste Herr als Einer ohne ein Zweites.<br />

RĀMA fragte:<br />

Teile mir doch bitte mit, heiliger Herr, weshalb die göttliche Mutter schließlich<br />

still wird?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, dies ist die dynamische Energie des Bewusstseins, die man<br />

prak?ti, jaganmāyā usw. nennt. Sie ist unverfälscht. Das was höher als diese<br />

Energie ist, ist Bewusstsein selbst, welches das wahre Selbst des Bewusstseins<br />

ist, höchster Friede. Diese dynamische Energie wirkt und bewegt sich so<br />

lange, als es das Momentum der Wünsche des Höchsten Herrn gibt. Man<br />

könnte sagen, dass sie tanzt, solange sie den Herrn nicht sieht.<br />

Da Bewusstsein und Energie untrennbar eines sind, gelangt die Energie in<br />

Kontakt (oder wird gewahr) mit dem Höchsten Herrn und wird der Höchste<br />

Herr selbst. Sobald prak­ti den Höchsten Herrn berührt, gibt sie ihre Prak­tischaft<br />

(den Zustand, Bewegung zu sein) auf. Sie wird eins mit dem Höchsten<br />

Herrn wie ein Fluss eins wird mit dem Ozean. Die Bewegung von Energie ist<br />

nur das Ergebnis einer Idee, die im Bewusstsein auftaucht, und die Energie<br />

kehrt auf natürliche Weise ins Bewusstsein zurück – so wie man von einem<br />

Schatten sagen könnte, dass er in die Person zurückkehrt, sobald er aufhört<br />

zu sein. Ein heiliger Mann mag in der Gesellschaft von Dieben leben, bis er die<br />

Wahrheit hört – danach wird er diese Gesellschaft meiden. Bewusstsein<br />

schwelgt in der Dualität, bis es sein eigenes Selbst sieht. Die Energie des<br />

Bewusstseins tanzt, bis sie den Glanz des nirvāņa wahrnimmt. Sobald sie<br />

Bewusstsein erblickt, wird sie zu reinem Bewusstsein.<br />

Man wandert in diesem saæsāra mit Geburt und Tod nur so lange umher,<br />

bis man das Höchste erkannt hat. Sobald man es erblickt hat, verschmilzt<br />

man unverzüglich mit dem Höchsten. Wer gibt freiwillig das wieder auf, was<br />

ihn von allem Gram erlöst?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Ich werde dir nun mitteilen, oh Rāma, wer es war, der im kosmischen Raum<br />

mit scheinbarer Gestalt stand, diese abwarf und die totale Stillheit erlangte.<br />

Dieser Rudra stand dort und beobachtete die Getrenntheit im Bewusstsein,<br />

die man die Schöpfung nennt. Innerhalb eines Augenblicks „schluckte er<br />

sozusagen die Getrenntheit“. Dann stand Rudra allein da, eins mit dem Raum,<br />

VI.2:86<br />

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