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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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schworen worden – wenn das Gemüt diese Vorstellungen aufgibt, dann hören<br />

sie alle auf zu sein, wie eine Lampe ohne Öl.<br />

Der weise Mensch, der weiß, dass alle diese Objekte unwirklich sind, betrachtet<br />

sie nicht als Objekte des Vergnügens, die zu erlangen sind. Wer hinter<br />

den von seinem eigenen Verstand erschaffenen Objekten herläuft, wird gewiss<br />

Leid erfahren. Diese Welterscheinung trat infolge von Wunsch und Verlangen<br />

ins Dasein – sie hört nur dann auf, wenn Wünsche und Begierden<br />

nicht mehr auftauchen (nicht aber, wenn du dich gegen die Welt wendest<br />

oder sie hasst). Wenn diese Welterscheinung aufgelöst wird, dann wurde<br />

niemals etwas zerstört.<br />

Was kann man durch das Verschwinden einer unwirklichen Erscheinung<br />

verlieren? Wenn sie doch gänzlich irreal ist – wie könnte sie dann überhaupt<br />

zerstört werden, und weshalb sollte man über einen irrealen Verlust trauern?<br />

Ist es hingegen real, dann kann es auch durch nichts und niemanden zerstört<br />

oder unwirklich gemacht werden. Von diesem Standpunkt aus gesehen, ist<br />

die Welt nichts anderes als Brahman, die ewige Wahrheit. Und in diesem Fall,<br />

kann es überhaupt irgendwelches Leid geben?<br />

Und außerdem – was unwirklich ist, kann weder wachsen noch blühen;<br />

weshalb sollte man also frohlocken? Was bleibt noch zu wünschen übrig?<br />

Wenn all dieses nichts als das eine unendliche Bewusstsein ist, was gibt es,<br />

dem man entsagen muss?<br />

Was es am Anfang nicht gab und am Ende aufhören wird, ist auch in der<br />

Mitte (in der Gegenwart) nicht existent. Was dagegen am Anfang und am<br />

Ende existiert, ist auch die Realität der Gegenwart. Sieh klar, dass „all dies<br />

unwirklich ist, einschließlich meiner selbst“ – dann wird es keinerlei Leiden<br />

in dir geben. Oder betrachte es so: "All dieses ist wirklich, einschließlich meiner<br />

selbst" – und auch dann wird keine Sorge dich heimsuchen.<br />

(Als der Weise dies gesagt hatte, ging der neunte Tag zur Neige und die Versammlung<br />

löste sich auf.)<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Wer erkennt, dass das gesamte Universum einschließlich seines Wohlstandes,<br />

seiner Frau und seiner Kinder usw. nur die Schöpfung eines Taschenspielertricks<br />

des Gemütes ist, trauert nicht, wenn alles verloren geht, noch erfreut<br />

er sich am Gedeihen dieser Dinge. Im Gegenteil – es ist angemessener, sich<br />

beim Gedeihen dieser Dinge unglücklich zu fühlen, denn eben dieses Gedeihen<br />

kann die Unwissenheit intensivieren. Was daher im Toren Anhaftung und<br />

Verlangen entstehen lässt, erzeugt im Weisen Loslösung und kühlen Gleichmut.<br />

Die Natur der weisen Person besteht darin, nach keiner Erfahrung zu verlangen,<br />

die nicht mühelos erlangt werden kann, und sich derjenigen zu erfreuen,<br />

die bereits eingetroffen ist. Wer fähig ist, das Gemüt vom Verlangen<br />

nach Sinnesvergnügen zu entwöhnen, der ertrinkt nicht mehr im Ozean der<br />

Täuschung. Wer sein Eins-Sein mit dem gesamten Universum erkannt und<br />

IV:46<br />

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