19.03.2014 Aufrufe

Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gane (Arme, Beine usw.) angemessen funktionieren. Wenn er im Innern und<br />

im Außen gestört oder beunruhigt ist, erfährt der jīva wenig Unruhe, sofern<br />

vāta, pitta und kapha (Ále«ma) sich nur leicht bewegen, und er erfährt einen<br />

Zustand des Gleichgewichts, sofern sie sich im Gleichgewicht befinden. Der<br />

jīva erfährt die folgenden Dinge im Außen, sobald die drei Körpersäfte gestört<br />

oder erregt sind: Brennen, Ertrinken, Fliegen in der Luft, Ruhen auf Bergen<br />

und Felsen, die Hölle, Aufsteigen in den und Niederfallen aus dem Himmel,<br />

Halluzinationen wie Ertrinken auf einem Spielfeld, Sonnenschein um Mitternacht,<br />

eine Perversion des Verstandes, die darin besteht, dass Vertraute als<br />

Fremde und Feinde als Freunde erscheinen. Bei geschlossenen Augen wird all<br />

dies innerhalb von einem selbst wahrgenommen, während es bei offenen<br />

Augen im Außen gesehen wird. Alle diese Illusionen aber werden durch das<br />

gestörte Gleichgewicht der drei Körpersäfte erzeugt. Wenn diese sich im<br />

Zustand des Gleichgewichts befinden, sieht der in ihm ruhende jīva die ganze<br />

Welt so, wie sie wirklich IST, d.h. als nicht verschieden von Brahman.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Während ich mich im „ojas“ der anderen Person befand, trafen plötzlich die<br />

Vorboten der kosmischen Auflösung ein. Der Himmel begann Berge zu regnen.<br />

Ich sah dies alles, während ich innerhalb des „ojas“ der anderen Person<br />

saß. Tatsächlich wurde diese Illusion von Bergen, die aus einem finsteren<br />

Himmel herabregneten, durch Teile der Nahrung, die in den Kanälen ihres<br />

Körpers kreisten, hervorgerufen; diese Finsternis war die Finsternis ihres<br />

eigenen, tiefen Schlafes. Auch ich fiel in den Tiefschlaf.<br />

Als ich aus dem Schlaf erwachte, erfuhr ich den Traumzustand. Innerhalb<br />

desselben „ojas“ erblickte ich einen mächtigen Ozean, der mir wie ich selbst<br />

vorkam. Was auch immer in diesem „ojas“ erschien, welches das Feld der<br />

Erfahrung war, sah ich ohne Verzerrung oder Entstellung, da mein Bewusstsein<br />

unbewegt und stetig war. Bewusstsein breitet sich überall und rundherum<br />

aus; in ihm taucht die Welterscheinung auf; die Welterscheinung kommt<br />

aus dem Tiefschlaf so wie ein Kind aus dem Schoss der Mutter kommt.<br />

DER JÄGER sprach:<br />

Du sagst, dass die Welterscheinung aus dem Tiefschlaf kommt. Bitte sage<br />

mir, was man im Tiefschlaf erfährt.<br />

DER WEISE fuhr fort:<br />

Dualistische Ausdrucksweisen wie „wurde geboren“, „erscheint“ und<br />

„taucht als die Welt auf“ sind nur Worte und gänzlich bedeutungslos. Ich<br />

werde dir nun sagen, was „geboren“ (jāta) wirklich bedeutet. Die Essenz<br />

dieses Ausdrucks besteht in der Bedeutung von „ins Sein treten“, wobei sich<br />

dieses „Sein“ auf die ewig existierende Wirklichkeit bezieht. Auch das Wort<br />

„Schöpfung“ (sarga) hat dieselbe Bedeutung und bezieht sich auf „Existenz“<br />

(die Struktur der Wörter „jāyate“ und „sarga“ wird hier entsprechend der<br />

Sanskrit-Grammatik erläutert. „Jani“ ist gleichzusetzen mit „prādurbhāva“,<br />

wobei der wichtige Teil des letzten Worts „bhÆ÷“ ist, was „Sein“ bedeutet).<br />

VI.2:146<br />

677

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!