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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Die Augen, die alle Objekte in der Welt wahrnehmen, nehmen nicht sich<br />

selber wahr. Solange man die Wahrnehmung von Objektivität unterhält, wird<br />

das Selbst nicht erkannt. Brahman ist so subtil und rein wie Raum. Es kann<br />

nicht durch irgendwelche Bemühung erkannt werden. Solange man das, was<br />

man wahrzunehmen glaubt, mit der Überzeugung betrachtet, dass es sich<br />

hierbei um Objekte der Wahrnehmung handelt (wobei man sich selbst als den<br />

von ihnen getrennten Seher oder das Subjekt ansieht), ist die Erkenntnis des<br />

Brahman in der Tat weit entfernt.<br />

Es geschieht nur, wenn die Trennung zwischen dem Seher und dem Gesehenen<br />

aufgegeben wird, nur dann, wenn die beiden als eine Substanz „gesehen“<br />

werden, dass die Wahrheit realisiert wird. Es gibt kein Objekt, welches<br />

von völlig anderer Natur als das Subjekt ist. Noch weniger kann das Subjekt<br />

(das Selbst) wie ein Objekt gesehen werden! Tatsächlich erscheint allein das<br />

Subjekt (das Selbst) in der Sicht als das Gesehene (das Objekt) – ein anderes<br />

Objekt der Wahrnehmung gibt es nicht. Wenn wiederum das Subjekt oder das<br />

Selbst allein all dies ist, dann ist es weder das Subjekt noch der Seher! Innerhalb<br />

einer solchen Sichtweise existiert keinerlei Getrenntheit.<br />

So wie Zucker zu verschiedenen Süßigkeiten wird, ohne dabei jemals seine<br />

natürliche Süße einzubüßen, so visualisiert sich dieses unendliche Bewusstsein<br />

oder Brahman selbst als all diese unendliche Vielfalt, ohne sich dabei im<br />

mindesten seiner essenziellen Natur zu entäußern. Für die Manifestation in<br />

diesem unendlichen Bewusstsein existiert keinerlei wie auch immer geartete<br />

Grenze.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Jeder jīva erfährt in sich selbst das, was immer und wie immer es mit Hilfe<br />

seiner eigenen Lebenskraft in ihm aufgetaucht ist. Oh Rāma, sieh mit dem<br />

Auge deiner inneren Weisheit die Wahrheit, dass es in jedem Atom der Existenz<br />

zahllose Welterscheinungen gibt. Im Gemüt eines jeden, im Raum selbst,<br />

in jedem Stein, in der Flamme des Feuers und im Wasser existieren ungezählte<br />

Welterscheinungen, so wie Öl im Sesamsamen existiert. Wenn das Gemüt<br />

absolut rein wird, dann wird es zu reinem Bewusstsein und wird eins mit<br />

dem unendlichen Bewusstsein.<br />

Diese Welterscheinung ist nichts als ein langer Traum, der sich überall manifestiert,<br />

da sie die Imagination von Brahmā dem Schöpfer und allen anderen<br />

ist. Die Objekte, die auf diese Weise im Traum des Schöpfers geboren<br />

wurden, wandern von Traum zu Traum, von Verkörperung zu Verkörperung.<br />

Dadurch schaffen sie die Illusion der scheinbaren Festigkeit dieser Welterscheinung.<br />

Diese traumartige Erscheinung erscheint während der Periode<br />

des Traums als völlig wahr.<br />

Innerhalb jedes Atoms sind sämtliche Arten von potentiellen Erfahrungen<br />

enthalten, so wie in einem Samen die verschiedenen Aspekte des Baums<br />

(Blüten, Blätter, Früchte usw.) sind. Innerhalb jedes Atoms der Existenz existiert<br />

das unendliche Bewusstsein – folglich ist alles unteilbar. Gib daher alle<br />

deine Vorstellungen von Vielfalt oder Einheit auf. Zeit, Raum, Handlung oder<br />

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