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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Natur gemäß beständig mit den Angelegenheiten von Tag und Nacht befasst<br />

ist, so sollst auch du in deinem eigenen Selbst ruhen und dich mit den Angelegenheiten<br />

des Staates befassen.<br />

Sobald die getäuschte Wahrnehmung, dass dieser falsche Körper eine Realität<br />

ist, auftaucht wie ein Gespenst, das von einem kleinen Jungen<br />

herbeifantasiert wird, entsteht gleichzeitig der Kobold namens Ich-Sinn oder<br />

Gemüt. Dieses falsche Gemüt oder Ich-Sinn beginnt dann so laut zu brüllen,<br />

dass sogar tapfere Männer, erschreckt von diesem Gebrüll, sich unverzüglich<br />

in tiefe Meditation zurückziehen. Derjenige, der dieses Gespenst im Körper<br />

namens Gemüt (oder Ich-Sinn) niederwirft, wohnt ohne jede Furcht in der<br />

Leere, die den Namen „Welt“ hat.<br />

Es ist seltsam, dass immer noch Menschen leben, die den vom illusorischen<br />

Gespenst namens Gemüt erschaffenen Körper für ihr eigenes Selbst halten.<br />

Diejenigen, die sterben, während sie sich immer noch im Griff dieses Gespenstes<br />

namens Gemüt befinden, bestehen nur aus Unwissenheit! Derjenige,<br />

der freiwillig in diesem Hause lebt und sich von ihm beschützt glaubt, welches<br />

von dem Gespenst namens Gemüt bewohnt wird, ist selbst ein Kobold<br />

und in die Irre geführt, denn dieses Haus (der Körper) ist unbeständig und<br />

vergänglich. Daher, oh Rāma, gib die Unterwürfigkeit dem Geist namens Ich-<br />

Sinn gegenüber auf und ruhe im Selbst, ohne einen zweiten Gedanken an den<br />

Ich-Sinn zu verschwenden.<br />

Wer sich unter dem bösen Einfluss des Gespenstes namens Ich-Sinn befindet,<br />

ist irregeführt und ohne Freund und ohne Verwandte. Eine Tat, die mit<br />

einem vom Ich-Sinn durchtränkten Geist begangen wird, ist vergiftet und<br />

führt keine andere Frucht als diejenige des Todes herbei. Der Tor, der ohne<br />

Weisheit und Mut lebt und sich mit dem Ich-Sinn verheiratet hat, ist bereits<br />

tot. Er ist wie das bereitliegende Feuerholz, welches in das Feuer mit dem<br />

Namen „Hölle“ geworfen wird.<br />

Lass dieses Gespenst namens Ich-Sinn im Körper bleiben oder ihn verlassen.<br />

Erlaube deinem Gemüt nicht einmal einen Blick darauf, oh Rāma!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Sobald der Ich-Sinn, seiner Tarnungen beraubt, beiseitegelegt und von einer<br />

erwachten Intelligenz aufgegeben worden ist, kann er dir nicht länger<br />

schaden. Das Selbst ist unendliches Bewusstsein. Auch wenn der Ich-Sinn im<br />

Körper wohnt– wie kann das Selbst von ihm betroffen sein?<br />

Oh Rāma – es ist unmöglich, all die Nöte zu beschreiben, die jemanden besuchen,<br />

der unter dem Einfluss des Gemütes steht. Alle das endlose Klagen<br />

und Weinen „oh weh! ich bin tot“ oder „Hilfe, ich verbrenne!“, die man in der<br />

Welt vernimmt, ist nichts anderes als das Spiel des Ich-Sinns. Wie der allesdurchdringende<br />

Raum von nichts beschmutzt wird, so wird auch das allgegenwärtige<br />

Selbst nicht vom Ich-Sinn berührt.<br />

Was ein Mensch mit dem Körper tut, wird in Wahrheit vom Ich-Sinn mit Hilfe<br />

der Zügel von Einatmung und Ausatmung getan. Indirekt wird das Selbst<br />

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