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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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V:49<br />

scheint es jetzt lebhaft vor mir im Wachzustand! Oh weh! Ich bin gewiss gefangen<br />

in einem Netz von Einbildungen. Ich erinnere mich, dass Lord Vi«ïu<br />

mir die Gunst gewährt hat, seine Māyā zu sehen. Gewiss sehe ich hier das<br />

Ergebnis davon.“ Er verließ unverzüglich die Stadt, ging in eine nahebei gelegene<br />

Höhle und begann dort mit intensiver Askesepraxis.<br />

Schon bald erschien Lord Vi«ïu vor ihm und fragte ihn, welchen Gunstbeweis<br />

er sich erbat. GHùDI fragte den Herrn: „Die Halluzination, die ich im<br />

Traum hatte – wie kann es sein, dass ich sie nun auch im Wachzustand habe?“<br />

LORD Vishnu erwiderte:<br />

Oh Gādhi! Was du jetzt siehst, ist eine Illusion – tatsächlich ist dies nichts<br />

als das Selbst, jedoch wahrgenommen von einem Gemüt, das nicht gereinigt<br />

ist und die Wahrheit noch nicht realisiert hat. Außerhalb des Selbst existiert<br />

nichts – so wie der Baum im Samen existiert, so existiert all dieses bereits im<br />

Gemüt, und das Gemüt sieht es so, als wäre es außerhalb. Es ist nur das Gemüt,<br />

das all dies sieht und alles als der Zukunft oder der Vergangenheit angehörig<br />

visualisiert. Das Gemüt allein wird als Traum, Illusion, Krankheit usw.<br />

erfahren. Im Gemüt existieren zahllose „Ereignisse“ wie die Blüten eines<br />

Baumes, der in voller Blüte steht. Und so wie ein entwurzelter Baum keine<br />

Blüten mehr hervorbringt, so bringt das von Ideen und Konzepten freie Gemüt<br />

keine Wiedergeburt usw. mehr hervor.<br />

Ist es denn so unglaubwürdig, dass dieser Verstand, der all die zahllosen<br />

Gedankenformen in sich trägt, nicht auch die Idee „Ich bin ein Stammesangehöriger“<br />

hervorbringt? Oder dass er auf dieselbe Weise weitere Ideen wie<br />

„Ich hatte einen Brāhmaïa-Gast, der mir die Geschichte berichtete usw.“ oder<br />

„Ich gehe nach Bhūtamaï¬alam“, oder „Ich befinde mich im Königreich Kīra“<br />

gebiert? All dies war nichts als Halluzination! Oh Heiliger, du hast nun beide<br />

Formen der Illusion kennen gelernt – diejenige, die du selbst für eine Illusion<br />

gehalten hast, und diejenige, die du als Realität ansiehst – beide sind jedoch<br />

nichts als Illusion. Du hast niemals einen Gast bewirtet, und niemals bist du<br />

irgendwo hingegangen! All dieses war tatsächlich nichts als Einbildung. In<br />

Wirklichkeit bist du niemals in Bhūtamaï¬alam oder Kīra gewesen – auch<br />

dies war nur Illusion. Erhebe dich, oh Weiser, und betätige dich hier in der<br />

geeigneten Weise, denn ohne solche Tätigkeit kann nichts von dem erlangt<br />

werden, was in diesem Leben wirklich wichtig ist!<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Um sich nun selbst zu vergewissern, begab sich Gādhi noch einmal nach<br />

Bhūtamaï¬alam usw. Noch einmal vernahm er dieselben Geschichten von<br />

den Leuten, die dort wohnten. Ein weiteres Mal verehrte er Lord Vi«ïu, und<br />

wieder erschien dieser vor ihm. GHùDI fragte den Herrn: „Höchster Herr,<br />

zwei Monate lang wanderte ich in beiden Reichen und hörte dieselben Geschichten,<br />

die die Leute als wahr erzählen. Ich bitte dich demütig, kläre diese<br />

Verwirrung auf.“<br />

DER LORD erwiderte:<br />

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