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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.1:34<br />

dieser Gedanken und Glaubensvorstellungen, das den Kummer erzeugt – all<br />

dieses gelangt an sein Ende, wenn diese Gedanken und Glaubensvorstellungen<br />

aufgegeben werden. Wo liegt da die Schwierigkeit ? Sämtliche Gedanken<br />

und Glaubensvorstellungen führen zum Leiden, während das Nicht-Denken<br />

und der Nicht-Glaube reine Seligkeit bedeuten. Mit dem Feuer der Weisheit<br />

lass deshalb die Wasser deiner Glaubensvorstellungen sich in Dampf auflösen,<br />

und erlange Frieden und höchsten Segen. Gewahre das eine unendliche<br />

Bewusstsein.<br />

Nur so lange der König die Tatsache vergisst: „Ich bin der König“, lebt er im<br />

Elend. Sobald er diese Erkenntnis wiedererlangt, schwindet diese Sorge. So<br />

wie der Himmel nach der Regenzeit und am Anfang des Winters keine Wolken<br />

mehr bilden kann, um sich zu verhüllen, so sind die Wolken der Unwissenheit<br />

für immer gebannt, wenn das unendliche Bewusstsein realisiert wird.<br />

Der HÖCHSTE HERR sprach:<br />

Das Universum existiert sowohl wirklich als auch unwirklich. Das Göttliche,<br />

frei von aller Dualität, vereinigt, transzendiert und ist beides. Das manifeste<br />

Bewusstsein ist das Universum und das unmanifestierte Bewusstsein ist<br />

Bewusstsein. Durch die Idee „Ich bin dies“ wird das Bewusstsein gebunden;<br />

durch seine Selbsterkenntnis wird es befreit. Die Objektifizierung (oder Konzeptualisierung)<br />

führt zur Selbst-Vergessenheit. Und doch ist das Bewusstsein<br />

sogar im Zustand der Vielfalt und Aktivität stets ungeteilt. Denn es ist<br />

immer nur das höchste, friedvolle Brahman, welches sich durch die Instrumente<br />

des Gemüts und seiner drei Modi (sātva, rajas und tamas oder Wachen,<br />

Träumen und Schlafen) als Universum zu manifestieren scheint.<br />

Wird jedoch das Gemüt durch das Gemüt zerstört, dann ist der Schleier zerrissen<br />

und die Wahrheit des Welt-Theaters wird gesehen – die Idee der Welterscheinung<br />

und der Existenz eines jīva ist vernichtet. Das Gemüt wird dann<br />

klar, denn es gibt das beständige Wiederbeleben all seiner Ideen einer objektiven<br />

Existenz von Dingen auf. Dieser Zustand wird als „paśyanti“ bezeichnet.<br />

In diesem Zustand hat das rein gewordene Gemüt seine Neigung aufgegeben,<br />

die Bilder von Objekten heraufzubeschwören. Es erlangt einen Zustand wie<br />

im Tiefschlaf oder das Bewusstsein der Gleichförmigkeit und transzendiert<br />

die Möglichkeit einer Wiedergeburt. Es ruht im höchsten Frieden. Dies ist der<br />

erste Zustand.<br />

Nun höre dir die Beschreibung des zweiten Zustandes an. Bewusstsein ohne<br />

Gemüt ist all-erleuchtet, ohne Finsternis und schön wie Raum. Das unendliche<br />

Bewusstsein befreit sich selbst gänzlich von allen Modifikationen oder<br />

Dualität und verbleibt wie im Tiefschlaf oder wie eine Figur in einem unbehauenen<br />

Marmorblock. Es gibt alle Vorstellungen von Zeit und Raum auf und<br />

transzendiert Unbeseeltheit und Beseeltheit – es verbleibt als reines Sein<br />

jenseits jeder Ausdrucksmöglichkeit. Es transzendiert die drei Zustände des<br />

Bewusstseins und verbleibt als der vierte oder als der Zustand des ungeteilten<br />

unendlichen Bewusstseins.<br />

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