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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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III:118<br />

Heiliger Herr, worin bestehen die sieben Stufen, auf die du dich beziehst?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, es gibt sieben absteigende Stufen der Unwissenheit und sieben<br />

aufsteigende Stufen der Weisheit. Diese werde ich dir nun beschreiben. In der<br />

Selbsterkenntnis verankert zu sein ist Befreiung. Sobald dies gestört wird,<br />

tauchen der Ich-Sinn und die Bindung auf. Der Zustand der Selbsterkenntnis<br />

besteht darin, dass es keinerlei mentale Erregung gibt – weder Zerstreutheit<br />

noch Stumpfheit des Gemüts, weder ein Ich-Sinn noch eine Wahrnehmung<br />

der Vielfalt.<br />

Die Täuschung, die diese Selbsterkenntnis verdunkelt, ist siebenfach – es<br />

sind der Samenzustand des Wachens, des Wachzustands, des großen Wachzustands,<br />

des wachen Traums, des Traums, des traumartigen Wachzustandes<br />

und des Schlafs. Im reinen Bewusstsein, wenn das Gemüt und der jīva nur als<br />

Namen existieren, herrscht der Samenzustand des Wachzustandes.<br />

Sobald die Vorstellungen von „Ich“ und „dies“ auftauchen, wird dies der<br />

Wachzustand genannt. Wenn diese Vorstellungen durch die Erinnerungen aus<br />

früheren Inkarnationen verstärkt werden, dann ist dies der große Wachzustand.<br />

Wenn das Gemüt vollständig seiner eigenen Phantasien bewusst und<br />

von diesen erfüllt ist, dann ist dies der wache Traum. Die falschen Vorstellungen<br />

während des Schlafs, die trotzdem als real erscheinen, sind die Träume.<br />

Im traumartigen Wachzustand erinnert man sich an die vergangenen Erfahrungen<br />

so, als wären sie in diesem Moment real. Wenn diese zugunsten einer<br />

völlig trägen Dumpfheit aufgegeben werden, ist dies Schlaf. Diese sieben<br />

Stufen besitzen alle ihre eigenen zahllosen Unterteilungen.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Ich werde dir jetzt, oh Rāma, die sieben Stufen oder Zustände der Weisheit<br />

beschreiben. Wenn du diese kennst, wirst du nicht länger in der Täuschung<br />

befangen sein. Die erste ist der reine Wunsch oder die reine Absicht, die Erforschung<br />

ist die zweite, die dritte ist, wenn das Gemüt subtil wird, die Verankerung<br />

in der Wahrheit ist die vierte, die völlige Freiheit von Anhaftung oder<br />

Bindung ist die fünfte, die sechste ist das Aufhören der Objektivität und die<br />

siebente ist jenseits von all diesen.<br />

„Weshalb benehme ich mich immer noch wie ein Narr? Ich sollte die Schriften<br />

studieren und die Heiligen aufsuchen, die die Leidenschaftslosigkeit kultiviert<br />

haben“ – darin besteht der Wunsch dieses ersten Zustands. Daraufhin<br />

befasst man sich mit der Praxis der Erforschung (direkte Beobachtung). Mit<br />

all diesem entsteht dann die Nicht-Anhaftung und das Gemüt wird subtil und<br />

transparent – darin besteht der dritte Zustand. Wenn diese drei praktiziert<br />

werden, entsteht im Sucher eine natürliches Abwenden von den Sinnesvergnügen,<br />

und es taucht ein natürliches Verweilen in der Wahrheit auf – darin<br />

besteht der vierte Zustand.<br />

Wenn alle diese intelligent praktiziert werden, entsteht eine totale Nicht-<br />

Anhaftung und zur selben Zeit eine Überzeugung von der Natur der Wahrheit<br />

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