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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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selbst befanden; in meinem eigenen Körper – wie der Baum sich im Samen<br />

befindet. Wenn man die Augen im Schlafe schließt, betritt man eine innere<br />

Welt, die durch eine innere Schau erschaffen wird. Wacht man dann auf, betritt<br />

die Schau des Menschen die Welt des Wachzustandes. Auf dieselbe Weise<br />

wird die Schöpfung erfahren, indem man im eigenen Herzen in sie hineingeht.<br />

Nachdem ich die Erscheinung dieser Schöpfung im reinen Raum erblickt<br />

hatte, betrat ich andere Teile meiner selbst, da ich begierig war, weitere Aspekte<br />

der Schöpfung kennenzulernen. Sobald ich daher das Licht meiner<br />

inneren Intelligenz auf diesen „Raum“ gerichtet hatte, begann in diesem die<br />

Erfahrung dieses Raumes aufzutauchen. Oh Rāma, sobald du im Wach- oder<br />

Schlafzustand das Bewusstsein in deinem eigenen Selbst betrittst, weißt du,<br />

dass es eine einzige Masse Bewusstsein ist. Zu Beginn ist da nichts als dieser<br />

reine Raum oder Leerheit. In diesem taucht die Idee „Ich bin“ auf. Die Verfestigung<br />

dieser Idee nennt man buddhi oder Intellekt, und die Verfestigung<br />

dessen das Gemüt. Dieses erfährt dann das reine Element des Klangs und<br />

auch die anderen Elemente, die tanmātras. Aus diesen Erfahrungen entstehen<br />

die verschiedenen Sinne.<br />

Manche behaupten, dass es in dieser Schöpfung eine Art von Ordnung gibt,<br />

während andere erklären, dass es diese nicht gibt. Und doch ist es nicht möglich,<br />

die Natur und die Eigenschaften der geschaffenen Objekte zu verändern,<br />

welche sie aufgrund einer entsprechenden Vorstellung erhalten haben, die<br />

ganz zu Beginn im unendlichen Bewusstsein aufgetaucht ist.<br />

Während ich die Schöpfung betrachtete, nahm ich eine atomare Gestalt an.<br />

Ich realisierte mich selbst als einen Lichtstrahl. Indem ich allein darüber<br />

nachzudenken begann, wurde ich grobe Masse. Und darin lagen dann alle<br />

Möglichkeiten der Sinneserfahrungen.<br />

Ich begann zu sehen. Die Organe, mit denen ich sah, wurden zu den Augen.<br />

Was ich sah, wurde zum Anblick (Objekt). Die Frucht dieser Erfahrung war<br />

die Sicht. „Wann“ ich all dies sah, wurde zu Zeit (Dauer). Die Art und Weise, in<br />

der ich sah, wurde zur Methode des Sehens. „Wo auch immer“ ich sah, wurde<br />

zu Raum. Durch Überzeugund entstand daraus die Ordnung der Schöpfung.<br />

Als so das Bewusstsein sozusagen „die Augen geöffnet hatte“ oder seiner<br />

eigenen eingeborenen Möglichkeiten oder Potentialitäten bewusst geworden<br />

war, tauchten die tanmātras (reine Elemente) auf. Anschließend traten all die<br />

Sinne, die in Tat und Wahrheit reiner Raum oder Leerheit sind, ins Dasein.<br />

Und so dachte ich : „Lass mich etwas hören“. Daraus entstanden der Klang<br />

und die Organe des Hörens. Schließlich entstanden der Berührungssinn, der<br />

Geschmackssinn und der Geruchssinn usw. Obwohl all dies in mir aufzutauchen<br />

schien, geschah tatsächlich überhaupt nichts.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Als dann die fünf Elemente und die fünf Sinne ins Dasein getreten waren,<br />

tauchte in mir auf unwiderstehliche Weise gleichzeitig das diesen Dingen<br />

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