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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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So lange Zeit war ich versklavt durch diesen schrecklichen Feind namens<br />

Unwissenheit, der mir den Reichtum der Weisheit geraubt hat. Jetzt aber,<br />

durch Vishnu‘s Gnade und durch meine eigene, hervorragende Eigenbemühung<br />

habe ich die Weisheit erlangt. Durch den Zauberspruch der Selbsterkenntnis<br />

wurde dieser Kobold namens Ich-Sinn vertrieben. Indem ich das<br />

Elend der Täuschung losgeworden bin, verbleibe ich als der Höchste Herr.<br />

Alles was wert ist, erkannt zu werden, wurde erkannt; alles was wert ist<br />

gesehen zu werden, wurde gesehen – ich habe nun das erlangt, worüber<br />

hinaus nichts weiter zu erlangen ist.<br />

PRAHLùDA fuhr fort nachzudenken:<br />

Zu meinem Glück habe ich die tödliche Schlange des Verlangens nach Sinnesvergnügen<br />

weit hinter mir gelassen, und sämtliche Hoffnungen und Täuschungen<br />

wurden beruhigt. Ich habe nun die Ebene der höchsten Wahrheit<br />

erreicht. Der Höchste Herr, der das Selbst ist, wurde von mir durch Singen<br />

von Hymnen, Verehrung, Gebete, den Frieden des Gemüts und durch eine<br />

selbstbeherrschte Lebensweise erkannt. Durch die Gnade von Gott Vi«ïu<br />

wurde die Erkenntnis des Höchsten Seins fest in meinem Herzen verankert.<br />

Bis jetzt wurde ich von aus der Unwissenheit geborenen Begrenztheiten<br />

und Täuschungen gequält. Der Wald der Unwissenheit kennt zahlreiche<br />

Ameisenhügel, die von den tödlichen Schlangen der Sinnesverlangen bewohnt<br />

werden, und viele tote Gruben, die als Tod bekannt sind, sowie die<br />

vielen Waldbrände der Leiden und der Kümmernisse. In diesen streifen die<br />

Diebe der Gewalttätigkeit und der Gier sowie der tödlichste Feind, der Ich-<br />

Sinn, umher. Davon bin ich nun dank der Gnade von Gott Vi«ïu wie auch<br />

meiner Eigenbemühung frei, und meine Intelligenz wurde vollkommen erweckt.<br />

Im Licht dieser erweckten Intelligenz vermag ich nichts mehr wahrzunehmen,<br />

das als Ich-Sinn bezeichnet werden könnte, so wie man die Finsternis<br />

nicht mehr wahrnimmt, wenn die Sonne aufgegangen ist. Da nun der<br />

Kobold des Ich-Sinns gegangen ist, verbleibe ich in mir selbst im Frieden.<br />

Wenn die Wahrheit gesehen und der Ich-Sinn verschwunden ist – wo gibt es<br />

dann noch Raum für Täuschung, Sorgen, Hoffnungen, Wünsche und mentale<br />

Not? Himmel und Hölle wie auch diese Täuschungen betreffend die Befreiung<br />

existieren nur so lange, als der Ich-Sinn existiert – Bilder werden auf die<br />

Leinwand gemalt, nicht auf den Himmel! Sobald die Intelligenz befreit ist von<br />

der Wolke des Ich-Sinnes und dem Gewitter des Verlangens, leuchtet sie mit<br />

dem Licht der Selbsterkenntnis, so hell wie der Himmel in den herbstlichen<br />

Vollmondnächten.<br />

Oh du Selbst, frei vom Schlamm des Ich-Sinns – ich grüße Dich! Oh Selbst, in<br />

dem die grässlichen Sinne und das allesverschlingende Gemüt die Stillheit<br />

erlangt haben – ich grüße Dich! Oh Selbst, in dem der Lotos der Seligkeit voll<br />

erblüht ist – ich grüße Dich! Oh Selbst, dessen zwei Schwingen Bewusstsein<br />

und seine Widerspiegelung sind, und welches im Lotos des Herzens wohnt –<br />

ich grüße Dich! Oh Selbst, Sonne, die die Finsternis der Unwissenheit des<br />

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