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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:213<br />

eine Illusion, obwohl sie als eine Realität gesehen wird, so wie Wasser in<br />

einer Luftspiegelung unwirklich und illusorisch ist, obgleich es zu existieren<br />

scheint.<br />

RĀMA fragte:<br />

Bitte sage mir, wann Brahman sich selbst nicht als das sieht.<br />

VASIåèHA sagte:<br />

In Brahman, dem unendlichen Bewusstsein, existiert das Bild der Schöpfung<br />

sogar jetzt noch. Es ist aber wahr, dass, obwohl Schöpfung und Nicht-<br />

Schöpfung überall und zu allen Zeiten in Brahman existieren, sie nicht unabhängig<br />

von ihm existieren. Von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet,<br />

existieren sie daher überhaupt nicht. Brahman kennt sich nicht als Objekt.<br />

Die Schöpfung ist folglich ohne Anfang und Ende und das ist Brahman.<br />

Wenn du noch nicht erleuchtet bist und ein Erwachen aufgrund des bloßen<br />

Lauschens auf diese Worte erfährst, erfährst du eine scheinbare Dualität oder<br />

Vielfalt in dem, was in Wahrheit nonduales Brahman ist. Nichts existiert hier,<br />

und daher gibt es auch keine Konzepte von Objekten. Es gibt da nichts anderes<br />

als das Selbst, und das Selbst ersinnt keine Objekte. Was als die drei Welten<br />

erscheint, erscheint immer, aber es ist nur das höchste, friedvolle Brahman,<br />

in dem es keinerlei Vielfalt gibt. Nur so lange du noch nicht voll erleuchtet<br />

bist, erfährst du die scheinbare Vielfalt. Wenn du voll erleuchtet bist,<br />

brauchst du weder Schriften noch Unterweisungen und erfährst keine Dualität<br />

oder Verschiedenheit, die auf dem Gedanken des „ich“ beruht.<br />

RĀMA fragte:<br />

Was geschieht, wenn die Idee des „ich“ im Höchsten entsteht ?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Wenn die „Ich“-Idee im Bewusstsein auftaucht, taucht das Konzept des unendlichen<br />

Raumes mit ihr zusammen auf. Daraus ergibt sich dann dieses Zeit-<br />

Raum-Kontinuum, und daraus ergeben sich Getrenntheit und Vielfalt. Dann<br />

entstehen aufgrund dessen Gedanken wie „ich bin hier“, was bedeutet: „Ich<br />

bin nicht dort“. Wenn alle diese aufgetaucht sind, wird das „ich“ sowohl der<br />

subtilen Wurzelelemente gewahr, aus der die Welterscheinung entsteht, als<br />

auch der Welterscheinung selbst. So entsteht aus Brahman, dem unendlichen<br />

Bewusstsein, anscheinend etwas, was nicht Brahman ist. Jedoch ist dies nur<br />

scheinbar und keineswegs real – in Wahrheit existiert nur das unendliche<br />

Brahman.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

So wie du mich heute befragt hast, oh Rāma, so hast du mich bereits in einer<br />

früheren Epoche befragt. Zu der Zeit warst du mein Schüler und ich dein<br />

Guru. Ich erinnere mich noch genau an den damaligen Dialog und werde ihn<br />

dir wiederholen.<br />

DER SCHÜLER fragte: Bitte sage mir, hoher Herr, am Ende des Weltzyklus,<br />

was ist das, was verdirbt, und was ist das, was dauert und nicht verdirbt.<br />

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