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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Teil IV: Über die Existenz<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, nach der Darlegung der wahren Natur der Weltentstehung werde<br />

ich nun die Darlegung der wahren Natur der Fortdauer dieser Welterscheinung<br />

behandeln. Es gibt die Existenz der Welt als Objekt der Wahrnehmung<br />

nur so lange, wie die Illusion dieser Welterscheinung andauert. Tatsächlich ist<br />

sie so wirklich wie die Traumerscheinung, denn sie ist das Ergebnis von<br />

nichts, was aus nichts heraus von niemandem und mit nichts entstanden ist.<br />

Diese Welterscheinung wird nur wie ein Tagtraum erfahren – sie ist essenziell<br />

unwirklich. Sie ist eine Malerei in der Leere – wie die Farben des Regenbogens.<br />

Sie ist wie ein in die Ferne reichender Dunst – wenn du ihn zu ergreifen<br />

versuchst, ist da nichts. Einige Philosophen betrachten sie als leblose<br />

Substanz oder Leere, oder wie ein Aggregat von Atomen.<br />

RùMA fragte:<br />

Es wurde zuvor gesagt, dass dieses Universum in einem Samenzustand im<br />

Höchsten Sein verbleibt und sich dann in der nächsten Weltepoche erneut<br />

manifestiert. Wie kann dies sein, und werden diejenigen, die diese Sichtweise<br />

vertreten, als Erleuchtete oder Unwissende angesehen?<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Diejenigen, die sagen, dass dieses Universum nach der kosmischen Auflösung<br />

in einem Samenzustand existiert, haben den festen Glauben an die Realität<br />

dieses Universums! Dies ist reine Unwissenheit, oh Rāma. Es handelt sich<br />

dabei um eine völlig verkehrte Sicht, die sowohl den Lehrer als auch den<br />

Zuhörer irreführt. Der Same einer Pflanze enthält den zukünftigen Baum.<br />

Dies ist möglich, weil sowohl der Same als auch der Keimling materielle Objekte<br />

sind, die von den Sinnen und dem Verstand wahrgenommen werden<br />

können. Jedoch wie könnte, was sich jenseits der Reichweite von Verstand<br />

und Sinnen befindet, der Same der Welten sein?<br />

Wie kann in dem, was subtiler als Raum selber ist, der Same des Universums<br />

existieren? Wenn dies so ist – wie kann dann das Universum aus dem<br />

Höchsten Sein entspringen?<br />

Wie kann etwas in nichts existieren? Und wenn es da etwas namens „Universum“<br />

gibt – wie ist es möglich, dass es nicht gesehen wird? Wie kann ein<br />

Baum im leeren Raum eines Topfes entstehen? Wie können wohl zwei gegensätzliche<br />

Dinge (Brahman und das Universum) gemeinsam existieren? Kann<br />

denn in der Sonne Dunkelheit sein? Es ist angemessen zu sagen, dass der<br />

Baum im Samen existiert, weil beide ihre entsprechenden Formen besitzen.<br />

Aber von dem, was ohne jede Form ist (Brahman), kann nicht angemessen<br />

behauptet werden, dass in diesem diese kosmische Form der Welt existiert.<br />

Es ist folglich reine Torheit zu unterstellen, dass es zwischen Brahman und<br />

der Welt eine kausale Beziehung gibt. Die Wahrheit ist, dass Brahman allein<br />

IV:1<br />

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