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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:43<br />

zu verehren? Werde mit dieser Weisheit das Körperbewusstsein los und<br />

damit auchdie Scham, die Furcht, die Verzweiflung, Vergnügen und Schmerz.<br />

Weisheit enthüllt Bewusstsein als das Selbst, aber in Abwesenheit von Objekten<br />

wie dem Körper usw. geht dieses Bewusstsein in den höchsten Frieden<br />

über, der unbeschreiblich ist. Ihn zu beschreiben bedeutet, ihn zu zerstören.<br />

Und sich mit dem aus den Schriften gewonnenen Wissen zufriedenzugeben<br />

und sich selbst für erleuchtet zu halten, ist wie die nichtige Einbildung eines<br />

Blindgeborenen. Erleuchtung, die jenseits jeder Beschreibung ist, entsteht<br />

dann, wenn die Unwirklichkeit der Objekte verstanden ist und erkannt wird,<br />

dass dieses Bewusstsein kein Objekt der Erkenntnis sein kann.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die Merkmale desjenigen, der frei vom Fieber der Unwissenheit ist und<br />

dessen Herz aufgrund der Selbsterkenntnis ruhig und kühl bleibt, besteht<br />

darin, dass dieser nicht vom Vergnügen verführt werden kann. Genug mit all<br />

diesem Reden über Erkenntnis und Weisheit, die nur Worte sind und durch<br />

diese Worte hervorgerufene Ideen ohne eigene Wahrheit. Nirvāņa oder Befreiung<br />

besteht im Nicht-Erfahren des Ich-Sinns. Diese Wahrheit muss klar<br />

verstanden werden.<br />

So wie der wache Mensch keinerlei Nutzen aus den Objekten zieht, die er<br />

während des Träumens erblickt hat, so erlangen wir durch die in dieser Welterscheinung<br />

erblickten Objekte keine Freude. Alle die vierzehn Welten tauchen<br />

in der Finsternis der Unwissenheit und Verblendung so auf, wie Vampire<br />

und Kobolde im finsteren Wald auftauchen. Sobald die Wahrheit ergründet<br />

wird, verschwindet der Kobold auf Nimmerwiedersehen, und wenn die<br />

Wahrheit bezüglich der vierzehn Welten ergründet wird, werden sie als reines<br />

Bewusstsein gesehen. Die Objekte existieren gewiss nicht unabhängig<br />

und sind folglich unwirklich; sie sind von Bewusstsein durchdrungen, das das<br />

Subjekt ist. Da jedoch Bewusstsein in Bezug zu keinem Objekt als das Subjekt<br />

bezeichnet werden kann, gibt es auch kein Subjekt. Es existiert etwas, was<br />

nicht beschrieben werden kann.<br />

Verbleibe als reines Bewusstsein. Trinke von der Essenz der Selbsterkenntnis.<br />

Ruhe frei von allen Zweifeln im Garten von nirvāņa oder der Befreiung.<br />

Weshalb, oh Mensch, durchstreifst du diesen Wald des saæsāra, der ohne<br />

jede Wesenhaftigkeit ist? Oh ihr getäuschten Menschen – lauft nicht dieser<br />

Luftspiegelung namens Hoffnung und Wunsch nach Glück in dieser Welt<br />

hinterher! Vergnügen enden in Missvergnügen. Weshalb seht ihr nicht, dass<br />

diese nichts als Quellen eurer eigenen Zerstörung sind? Lasst euch von dieser<br />

illusorischen Welterscheinung nicht täuschen. Seht diese Täuschung und<br />

ergründet sie. Dann werdet ihr in eurem eigenen Selbst ruhen, das anfangslos<br />

und endlos ist.<br />

Der Unwissende betrachtet dieses saæsāra als real. In Wahrheit jedoch<br />

existiert es überhaupt nicht. Was nach der Zurückweisung dieser Erscheinung<br />

existiert, ist die Wahrheit. Aber sie hat keinen Namen! Brich wie der<br />

Löwe aus dem Käfig der Unwissenheit aus und erhebe dich über alles. Die<br />

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