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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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VI.2:83<br />

ewige, unendliche Bewusstsein, welches die erste Ursache und die Ursache<br />

aller Ursachen ist, existiert – als unendlicher Friede und alles durch seine<br />

bloße Anwesenheit durchdringend. Der Höchste Herr (Śivam) ist dies. Der<br />

Höchste Herr selbst erschien als die Gestalt von Bhairava, als das gesamte<br />

Universum zu existieren aufgehört hatte; jedoch war er in Wahrheit so formlos<br />

wie der unendliche Raum. Es wäre nicht richtig anzunehmen, dass das<br />

unendliche Bewusstsein, welches aufgrund seiner eingeborenen Natur in all<br />

seinem Glanz manifest geworden ist, plötzlich ohne dies wäre; denn auch<br />

Gold kann niemals ohne eine Form existieren.<br />

Wie kann Bewusstsein existieren und dabei seine Natur als Bewusstsein<br />

aufgeben? Kann man irgendwo Gold ohne eine Form erblicken? Wie kann<br />

irgendetwas existieren, ohne seine eingeborene Natur zum Ausdruck zu<br />

bringen? Kann Zucker seine Süße verlieren? Wenn es seine Süße verloren hat,<br />

dann ist es nicht länger Zuckerrohr und sein Saft ist nicht süß.<br />

Wenn Bewusstsein die Bewusstheit verliert, ist es nicht länger Bewusstsein.<br />

Alles muss das sein, was es ist und kann nicht anders als sein. Daher ist das<br />

unendliche Bewusstsein immer reines Sein und erfährt keinerlei Verkleinerung.<br />

Es leuchtet durch sein eigenes Licht; weder hat es einen Anfang noch<br />

eine Mitte noch ein Ende und ist allmächtig. Es erscheint am Ende eines Weltzyklus<br />

als Raum und die Erdregion usw. und erlebt dann scheinbar all diese<br />

Naturkatastrophen und kosmischen Zerstörungen, obwohl in Wirklichkeit<br />

nichts dergleichen passiert.<br />

Geburt, Tod, Māyā, Täuschung, Blindheit, Nicht-Substantialität, Substantialität,<br />

Weisheit, Bindung, Befreiung, Gut und Böse, Momente und Ewigkeiten,<br />

Erkenntnis und Unwissenheit, verkörperte und entkörperte Zustände, Stetigkeit<br />

und Unstetigkeit, du und ich und andere, Wahrheit und Falschheit, Klugheit<br />

und Dummheit, die Ideen über die Zeit, Raum, die Tätigkeiten und die<br />

Materie, die Formen, die Sicht und die damit in Verbindung stehenden Gedankenbewegungen,<br />

die aus dem Intellekt und den Sinnen entspringenden<br />

Handlungen sowie die fünf Elemente, die alles durchdringen – all dies ist<br />

nichts als reines Bewusstsein, das ohne seine Natur aufzugeben als all dies<br />

erscheint – so wie Raum in Stücke aufgeteilt zu sein scheint, obwohl dies<br />

nicht so ist. Dieses unendliche Bewusstsein allein ist Lord Śiva, Hari, Brahmā,<br />

der Mond und die Sonne, Indra und Varuïa, Yama, Kubera und das Feuer. Der<br />

Erleuchtete jedoch sieht keinerlei Vielfalt, sondern immer nur das eine unendliche<br />

Bewusstsein.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Die kosmische Form, die ich dir als Lord Śiva beschrieben habe, war reines<br />

Bewusstsein und es war Rudra, der Tänzer. Es war weder eine Gestalt noch<br />

war es Formlosigkeit. In dieser Masse von Bewusstsein wurde all dies als eine<br />

Erfahrung empfunden. Ich nahm nur diesen Raum (Ebene) wahr, der höchster<br />

Friede war, und ich erfuhr ihn so, wie ich beschrieben habe. Niemand sah<br />

es auf die gleiche Weise.<br />

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