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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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IV:35<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

Oh Rāma, die wahren Helden sind jene, die das Gemüt, welches von Unwissenheit<br />

und Täuschung beherrscht wird, unter ihre Kontrolle gebracht haben.<br />

Die Kontrolle des Gemüts ist das einzige Mittel, mit dem man die Leiden dieser<br />

Welterscheinung (oder den Zyklus von Geburt und Tod) und die endlose<br />

Kette der Tragödien heilen kann. Ich werde dir nun die Quintessenz aller<br />

Weisheit darlegen – höre aufmerksam zu und lass sie dein Leben mit süßem<br />

Duft erfüllen. Bindung besteht im Verlangen nach Vergnügen, während die<br />

Aufgabe dessen Befreiung bedeutet. Betrachte aus diesem Grunde sämtliche<br />

Vergnügen in dieser Welt als giftigen Rauch.<br />

Das blinde Aufgeben des Verlangens ist nicht hilfreich. Erforsche stattdessen<br />

tiefgründig und ernsthaft die Natur der Sinnesvergnügen und gib alles<br />

Verlangen nach ihnen auf. Dann kannst du glücklich leben.<br />

Durch die Kultivierung segensvoller Eigenschaften und dem allmählichen<br />

Schwinden allen falschen Wissens wird das Gemüt wunschlos, frei von den<br />

Gegensatzpaaren, der Ruhelosigkeit, der Furcht und der Täuschung. Schließlich<br />

ruht das Gemüt in einem Zustand von Frieden und Seligkeit. Dann ist es<br />

gänzlich frei von dem Gift des Ich-Sinns, bösen Gedanken und Gefühlen, Anhaftung<br />

und Leid.<br />

Auf diese Weise wird das Gemüt seinen gewalttätigen Sohn namens Zweifel<br />

und dessen Gemahlin namens Verlangen los. Ironischerweise hat das erleuchtete<br />

Gemüt das Aufhören eben der Dinge zur Folge, die sein Wachstum unterstützt<br />

haben. Indem die Erforschung seiner wahren Natur immer weiter<br />

getrieben wird, gibt das Gemüt schließlich sogar seine Identifizierung mit<br />

dem Körper auf. Das unwissende Gemüt breitet sich aus – beim Aufdämmern<br />

der Weisheit jedoch hört dasselbe Gemüt auf, das Gemüt zu sein.<br />

Das Gemüt selbst ist dieses ganze Universum. Das Gemüt ist die Bergkette.<br />

Das Gemüt ist Raum. Das Gemüt ist Gott. Nur das Gemüt ist Freund oder<br />

Feind. Sobald das Bewusstsein sich selbst vergisst und der Modifikation und<br />

psychologischen Konditionierung unterworfen ist, wird es zu dem, was man<br />

Gemüt nennt, welches wiederum Geburt und Tod entstehen lässt. Dann ist es<br />

als der jīva bekannt, der zu dem Teil des unendlichen Bewusstseins geworden<br />

ist, welcher die Eigenschaften eines Objektes in diesem Bewusstsein angenommen<br />

hat, nur ein wenig durch psychologische Konditionierung umhüllt.<br />

Dieser jīva entfernt sich von der Wahrheit des unendlichen Bewusstseins und<br />

versinkt durch den Kontakt mit der Welterscheinung tiefer und tiefer in der<br />

Konditionierung.<br />

Selbstverständlich ist das Selbst weder der jīva noch der Körper noch dessen<br />

Bestandteile. Das Selbst ist wie Raum, gänzlich unabhängig von all diesem.<br />

VASIåèHA fuhr fort:<br />

195

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