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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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fen die nādÅs jedoch unterschiedlich – nur in der Erfahrung von Vergnügen,<br />

nicht aber im Schmerz, erweitern sie sich sozusagen und blühen auf.<br />

Wenn der jīva nicht mehr in den Zustand der erregten nādÅs kommt, ist er<br />

befreit. Bindung ist nichts anderes als die Unterwerfung des jīva unter Vergnügen<br />

und Schmerz. Der jīva wird schon allein durch den „Anblick“ von<br />

Vergnügen und Schmerz erregt. Erkennt er jedoch mit Hilfe der Selbsterkenntnis,<br />

dass Vergnügen und Schmerz in Wahrheit nicht existieren, erlangt<br />

er sein Gleichgewicht wieder. Oder er erlangt die totale Freiheit, wenn er<br />

realisiert, dass Vergnügen und Schmerz weder in ihm noch er in ihnen existiert.<br />

Sobald er realisiert, dass all dies nichts als das eine, unendliche Bewusstsein<br />

ist, erlangt er sein Gleichgewicht zurück. Wie eine Lampe ohne Öl<br />

wird er nicht aufs Neue erregt. Der jīva wird dann als nicht-existierend erkannt<br />

und ins Bewusstsein reabsorbiert, in dem er nur der erste auftretende<br />

Wurzelgedanke ist.<br />

(zur Frage Áikhidhvaja‘s, wie die Erfahrung von Vergnügen zu einem Verlust<br />

von Energie führen könne, antwortete der Brāhmane:) Wie ich schon sagte,<br />

erregt der jīva die Lebenskraft. Die Bewegung der Lebenskraft entzieht die<br />

vitale Energie aus dem ganzen Körper. Diese Energie fließt dann als Samenenergie<br />

hinab und wird auf natürliche Weise entladen.<br />

(Nach dem Wesen der Natur befragt, antwortete der Brāhmane:) Ursprünglich<br />

existierte Brahman allein als Brahman. In ihm tauchten wie Wellen auf<br />

der Oberfläche des Ozeans unzählbare Substanzen auf. Dies ist, was man<br />

Natur nennt. Sie steht nicht kausal mit Brahman in Zusammenhang, sondern<br />

geschieht so, wie zufällig eine Kokosnuss fällt, wenn eine Krähe auf der Kokospalme<br />

landet. In dieser Natur finden sich die verschiedensten Geschöpfe,<br />

die mit den unterschiedlichsten Eigenschaften ausgestattet sind.<br />

DER BRĀHMANE (CôÖĀLĀ) fuhr fort:<br />

Durch die Natur des Selbst wird das Universum geboren. Es wird durch<br />

Selbstbegrenzung oder Konditionierung aufrechterhalten, die aufgrund von<br />

ständig wechselnder Ordnung und Unordnung entsteht. Hören diese Selbstbegrenzung<br />

und die Konflikte zwischen Ordnung und Unordnung auf, werden<br />

die Wesen nicht wieder geboren.<br />

(Fortfahrend mit der Geschichte von Nārada sprach der Brāhmane:) Nārada<br />

erlangte seine Selbstbeherrschung zurück. Er sammelte den Samen, der vergossen<br />

wurde, in einem Kristallgefäß. Anschließend füllte er ihn mit Milch,<br />

die er mit Hilfe seiner Gedankenkraft erzeugt hatte. Nach einer gewissen Zeit<br />

gebar dieses Kristallgefäß ein Kind, das in jeder Hinsicht vollkommen war.<br />

Nārada taufte das Kind und teilte ihm im Laufe der Zeit die höchste Weisheit<br />

mit. Der Knabe war ein Ebenbild seines Vaters.<br />

Später nahm Nārada den Jungen mit zu Brahmā, dem Schöpfer, dem Vater<br />

Nāradas. Brahmā segnete den Jungen (dessen Name Kuæbha war) mit der<br />

höchsten Weisheit. Dieser Junge, dieser Kuæbha, der Enkel Brahmas, steht<br />

nun vor dir. Ich durchwandere die Welt zu meinem Vergnügen, denn ich habe<br />

VI.1:86,<br />

87<br />

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