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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

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VI.2:100<br />

Anteil am Zuhause ihres Besitzers. Auch sie haben ihre Vergnügen und Leiden,<br />

aber sie sind ohne das Empfinden von „mein“ und „dein“. Sogar ein Samenkorn<br />

oder ein junger Keimling erleben einen gewissen Schmerz (oder<br />

Gewahrsein), wenn sie von einem Wurm gebissen werden, so wie ein schlafender<br />

Mann sich von einem Floh gestört fühlt. Sowohl Indra (König der Götter)<br />

als auch der Wurm erfahren Anziehung, Abneigung, Furcht, Begierde<br />

nach Nahrung und Geschlechtlichkeit, Freud und Leid und die durch Geburt<br />

und Tod verursachte Pein. Der einzige Unterschied besteht im Verständnis<br />

der Bedeutung von Worten, der Natur der Elemente und im Erwarten künftiger<br />

Ereignisse.<br />

Bäume, die sozusagen schlafen, wie auch die unbeweglichen Objekte wie<br />

Felsen usw., existieren in der ungebrochenen Erfahrung des unendlichen<br />

Bewusstseins. In ihnen existiert keinerlei Wahrnehmung einer Getrenntheit.<br />

All dies ist das reine, unendliche Bewusstsein, welches sich in den Felsen für<br />

schlafend hält, wie es schon in der Schöpfung davor gewesen ist. Daher<br />

bleibst du, wie du bist, und ich bleibe, wie ich bin. Im Höchsten Selbst oder<br />

Bewusstsein existiert weder Freude noch Leid. Nur die Unwissenheit ist die<br />

Ursache all dieser Illusion. Wird die Unwissenheit jedoch durch Verstehen<br />

zerstreut, dann verschwindet alles zuvor Gesehene in ein Nicht-Dinghaftes.<br />

Sobald die Wahrheit über diesen Weltentraum erkannt ist, hört er auf. Was ist<br />

dann hier noch wünschenswert oder erstrebenswert? Wenn die Welle ausgerollt<br />

ist, ist das Wasser nicht zerstört. Wenn der Körper zerstört wird, verbleibt<br />

das Bewusstsein unverändert.<br />

Nur die unwissende Person besteht auf ihren Ideen betreffend die Welt und<br />

erfährt diese dann auch als real. Das rechte Verstehen dieser Wahrheit öffnet<br />

die Tür zur Selbsterkenntnis. So wie ein Objekt im Spiegel gespiegelt wird, so<br />

erscheint diese Welt in Brahman. Obwohl die Reflexion im Spiegel zu sein<br />

scheint, ist sie nicht dort. Auf dieselbe Weise ist die Welt nicht da, obwohl sie<br />

erscheint. Sie scheint Wirkungen zu erzeugen, obwohl sie selbst irreal ist, so<br />

wie es für denjenigen, der vom Geschlechtsverkehr träumt, eine Entladung<br />

von Energie gibt. Nur der unwissende Mensch weiß, weshalb er die Welt für<br />

real hält!<br />

RĀMA fragte:<br />

Es gibt Leute, oh Weiser, die finden, man solle deshalb bis zum Ende glücklich<br />

leben, weil der Tod unvermeidlich sei und nichts sonst überlebt, wenn<br />

dieser Körper zu Asche verbrannt wird. Wie entkommen solche Leute den<br />

Sorgen des saæsāra?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Woran die innere Intelligenz fest glaubt, das wird dann auch von ihr so erfahren,<br />

als wäre es offensichtlich geworden. Bewusstsein ist universal und<br />

unteilbar – es ist eines und es ist gleichzeitig vieles. Bevor das Konzept der<br />

Schöpfung aufgetaucht ist, existierte überhaupt nichts – daher ist nichts wirklich<br />

wahr. Diejenigen sind gewiss unwissend, die diese Realität nicht sehen,<br />

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