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Yoga Vasistha

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama. Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

Das Yoga Vasistha, eines der bedeutendsten Werke indischer Philosophie, ist ein Lehrgespräch zwichen dem legendären Rishi Vasishtha und dem Königssohn Rama.

Deutsche Übersetzung von Clemens Vargas Ramos.

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Die beiden Damen verließen den Platz, von dem aus sie die grimmige<br />

Schlacht beobachtet hatten, und schwebten wie ein Lufthauch davon. Sie<br />

kamen in das Zimmer, in dem der König schlafend lag.<br />

RùMA fragte:<br />

Oh Heiliger, der Körper scheint so schwer und groß – wie konnte er durch<br />

ein so winziges Loch gelangen?<br />

VASIåèHA erwiderte:<br />

Oh Rāma, in der Tat ist es unmöglich fürjemanden, der in der Idee verwurzelt<br />

ist, der physische Körper zu sein, durch ein kleines Loch oder einen<br />

schmalen Durchlass zu gelangen. Es ist die innerste Überzeugung des „Ich bin<br />

der Körper, der in seiner Bewegung behindert ist“, die Hindernisse diese Art<br />

erzeugt. Sobald jene Überzeugung fort ist, ist auch das Hindernis fort.<br />

So wie Wasser stets Wasser bleibt und abwärts fließt, und wie Feuer nie<br />

seine aufwärts aufsteigende Natur verliert, so bleibt das Bewusstsein für<br />

immer Bewusstsein. Wer dies jedoch nicht verstanden hat, der erfährt auch<br />

nicht die Subtilitätoder die wahre Natur der Sache. Wie das Verständnis der<br />

Person ist, entsprechend ist ihr Gemüt, denn das Verstehen selbst ist das<br />

Gemüt. Seine Richtung jedoch kann durch starke Bemühung geändert werden.<br />

Normalerweise befinden sich die eigenen Tätigkeiten in Übereinstimmung<br />

mit dem Gemüt (d. h., mit dem eigenen Verständnis einer Sache).<br />

Wer jedoch weiß, dass dieser Körper geistiger Natur ist – wie könnte dessen<br />

Bewegung jemals behindert werden? In Wahrheit sind alle Körper an<br />

jedem Ort reines Bewusstsein. Nur aufgrund der Idee, die im Herzen der<br />

Menschen entsteht, scheint es überall dieses Kommen und Gehen zu geben.<br />

Denn dasselbe unendliche Bewusstsein ist gleichzeitig das individuelle Bewusstsein<br />

(Gemüt) und der kosmische Raum (Materie). Daher kann der geistige<br />

Körper jederzeit überall eintreten – er wird dahin gelenkt, wohin ihn der<br />

Wunsch seines Herzens denkt.<br />

Oh Rāma, jedermanns Bewusstsein hat diese Natur und Fähigkeit. In jedem<br />

Bewusstsein gibt es eine andere Idee von der Welt. Der Tod und andere Erfahrungen<br />

sind wie die kosmische Auflösung, die Nacht des kosmischen Bewusstseins.<br />

Wenn dies an ein Ende gelangt, dann erwacht jeder zu seiner<br />

eigenen mentalen Schöpfung, welche die Materialisation seiner Ideen, Wahrnehmungen<br />

und Illusionen darstellt. So wie das kosmische Sein nach der<br />

kosmischen Auflösung das Universum erschafft, so erschafft das Individuum<br />

nach seinem Tod seine eigene Welt.<br />

Aber Gottheiten wie Brahma, Vi«ïu und Śiva wie auch die heiligen Weisen<br />

erlangen während der kosmischen Auflösung die letztliche Befreiung – ihre<br />

Schöpfungen während des nächsten Zyklus des Universums stammen nicht<br />

aus der Erinnerung. Im Falle aller anderen Wesen ist die neue Schöpfung<br />

nach dem Tod in der vorhergegangenen Schöpfung durch die Eindrücke festgelegt,<br />

die während der Lebensspanne im Gemüt aufgrund der unterschiedlichen<br />

Erfahrungen vorhanden waren.<br />

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